Ein Werk von Eschs Gnaden — sagt zumindest Josef Esch: die Kölner Messe in Deutz, Foto: Marcel Wurm

Tut uns esch leid

Nach dem Schröder-Esch-Prozess muss die Geschich­­te des Kölner Klüngels neu erzählt werden

Köln ist heute eine glamouröse und erfolgreiche Stadt, weil ein Immobilienunternehmer aus Troisdorf sie dazu gemacht hat. Kölnarena, Messehallen, Coloneum — ohne Josef Esch wäre all das nicht möglich gewesen. Mit seinen raffinierten Immobilienfonds hat er diese Meilensteine der jüngeren Kölner Geschichte finanziert und gebaut. Als RTL im Jahr 2003 abzuwandern drohte, baute Esch der Messe blitzschnell ein neues Zuhause, damit die Stadt die alten Hallen dem Sender geben konnte. Dank Esch wurde Köln zu dem Medienstandort, den sich viele Lokalpolitiker lange erträumt hatten.

 

Zu dieser Erkenntnis hat uns der Unternehmer aus Troisdorf dieser Tage selbst verholfen — beziehungsweise seine Anwälte. Sie verkündeten dies vor dem Kölner Landgericht, wo Esch seit dem vergangenem Herbst auf der Anklagebank saß. In dieser Position musste er in den vergangenen Jahren häufiger verharren, denn es gibt Leute, die sehen die Geschichte anders. Die sagen, Esch habe die Stadt mit seiner visionären Kraft nicht beschenkt, sondern sich an ihr bereichert! Er habe arglose Ratspolitiker und Sparkassenchefs übers Ohr gehauen, indem er seine Immobilienprojekte mit Mietgarantien absicherte, auf dass die Stadt noch bis 2035 völlig überzogene Mieten für die Messehallen zahlen müsse!

 

Und dann war sogar von Korruption die Rede. Denn wofür habe Esch der Kölner Stadtsparkasse sonst 9,9 Mio. Euro überwiesen, damals, im Jahr 2004? Das könne jawohl nur ein Dank an den vormaligen Sparkassenchef Gustav Adolf Schröder gewesen sein, und zwar dafür, dass der sich bei den wichtigen Personen in der Stadt für Esch eingesetzt habe. Damit er den Bauauftrag für die Messe bekommt! 

 

Nun, am 14. Juni, hat das Gericht sein Urteil gesprochen. Der ebenfalls angeklagte Ex-Sparkassenchef Schröder bekommt zwei Jahre Haft auf Bewährung wegen Untreue. Ihm entglitt die Kontrolle über zwei Briefkastenfirmen, mit deren Hilfe er die Magic Media Company (MMC) retten wollte. Die Fernsehproduktionsfirma ächzte unter den hohen Mieten, die sie fürs Ossendorfer Medienzentrum an Esch zahlen musste. Und die 9,9 Millionen? Das Gericht glaubt nicht, dass Esch damit bestechen wollte, eher im Gegenteil, der Bauunternehmer habe quasi etwas wieder gutmachen wollen. Denn mit seinem Mietgarantien-Modell hatte er die Sparkasse ganz schön in die Bredouille gebracht. Sie hatte Garantien von der MMC übernommen, und die gigantischen Fernsehstudios und Büroflächen standen oft leer. RTL wollte ja leider auch nicht einziehen, damals, in den Nuller Jahren. 

 

Esch wurde zu einer Geldstrafe von 410.000 Euro verurteilt. Wegen falscher Steuererklärung, weil er die 9,9 Millionen fälschlicherweise dem Messeprojekt zugeordnet habe. Aber einen Visionär ficht das nicht an. Schließlich wird von der Anwalt- bis zur Castingserie heute alles in den MMC-Studios produziert. Und in einige der Ossendorfer Büros zog die Sparkasse dann einfach selbst ein. War doch praktisch! Auch die Stadt residiert bis heute in einer Esch-Immobilie, im Stadthaus Deutz. So hat Ex-Stadtdirektor Lothar Ruschmeier ja einst die Kölnarena finanziert. Alles zum Wohle der Medienstadt Köln. Oder etwa nicht?