Nicht zu kurz denken!

Kostenlose Kurzstreckenfahrten alleine reichen nicht, um mehr Menschen in die KVB zu bekommen

 

 

Unter allen Bezirken Kölns ist die Innenstadt das unbeugsame Veedel. Weil die Mitglieder der dortigen Bezirksvertretung da leben, wo sie die meisten Entscheidungen des Rats ausbaden müssen, haben sie schon mal eine andere Meinung — zur Brötchen-taste etwa. Die kann man bald in Köln drücken, um 15 Minuten kostenfrei parken zu dürfen. Dass man in der Zeit neben dem Bäcker auch noch zum Metzger und zum DM gehen kann — geschenkt. Die BV Innenstadt hat auf jeden Fall keine Lust auf noch mehr Parkende in den engen Straßen ihres Veedels, die Brötchentaste wird dort nicht eingeführt. Die Bewohner der Innenstadt haben davon eh nichts — gerade einmal jeder zweite Haushalt besitzt dort ein Auto.

 

Stattdessen verfolgt die Bezirksvertretung jetzt einen eigenen Plan. Anstatt das Parken kostenlos zu machen, soll die KVB-Kurzstrecke nichts kosten. KVB-was? Na, dieses ominöse Ticket, das nur vier Stationen gültig ist. Es sorgt dafür, dass eine Fahrt vom Dom/Hbf zum Aachener Weiher nur 1,90 Euro kostet, vom Breslauer Platz auf der Rückseite des Bahnhofs aber schon 2,90 Euro. Eine vierköpfige Familie mit Kindern im Teenager-Alter kommt da schnell auf 20 Euro hin und zurück. Dafür kann man ziemlich lange parken — auch ohne Brötchentaste.

 

Die Verantwortlichen halten nicht viel von der Idee. Die KVB warnt vor 19 Millionen Mindereinnahmen, der Verkehrsverbund-Rhein-Sieg sagt, es sei problematisch, »ein Produkt aus dem Tarifgeflecht rauszunehmen«. Man könnte die Reaktionen auch als lustlos bezeichnen. Dabei muss Köln dringend mehr Kunden in die KVB locken, wenn die selbstgesteckten Verkehrsziele erreicht werden sollen. Die kostenlose Kurzstrecke wäre ein Mittel, auch niedrigere Preise würden helfen. Die Monatskarte kostet in Köln ab 80 Euro aufwärts, in München und Berlin nur 60. In Bonn wurde gerade ein Modellversuch gestartet, ein Jahresticket für 365 Euro anzubieten.

 

Aber auch das wäre nur ein kleiner Schritt: Experten gehen davon aus, dass niedrigere Preise im ÖPNV nur zehn bis 15 Prozent mehr Fahrgäste mit sich bringen — das ist zu wenig für Köln. Glücklicherweise gibt es noch genügend andere Ideen: eine bessere Taktung, ein Vorfahrtsrecht für Busse und Straßenbahnen an Ampeln. Die Bezirksvertretung Innenstadt muss sich wohl noch ein paar Mal für den Rest der Stadt abstrampeln.