Trans*- und Werbeblock zugleich: trans Menschen bei der CSD-Parade, Foto: Trans Pride Cologne

Trans und stolz darauf

In Köln findet zum ersten Mal eine Trans Pride statt

Sie sind das »T« in LGBTIQ und darauf möchten sie nicht reduziert werden. Etwa 20 trans Menschen aus Köln organisieren Ende September die erste Trans Pride in der Stadt. Ein ganzes Wochenende steht dann im Zeichen der Trans*-Community. »Ich finde es wichtig, einen Raum zu haben, wo wir mal unter uns sein können«, sagt der 20 Jahre alte Student Robin. Und Lucian, 22 und ebenfalls Student, ergänzt: »Als trans Mensch muss man immer und überall Fragen beantworten wie: »Was ist das eigentlich: trans?« Für solche Fragen gibt es bei der Trans Pride eine Informationsveranstaltung, erzählen sie, während wir in einem Café sitzen und in der Sommersonne Wespen verscheuchen.

 

Seit Anfang des Jahres arbeitet ihre Gruppe daran, die Trans Pride zu organisieren. Für den Sonntag ist eine Demonstration vom Alter Markt durch die Innenstadt zum Venloer Wall angemeldet. Am Samstag gibt es Workshops für die Community, etwa mit der kanadischen Comiczeichnerin Sophie LaBelle, deren Comic »Assigned Male« kurze Alltagsreflexionen aus dem Leben als trans Mensch zeigt. »Außerdem machen wir Playfighting«, sagt Luke, 19 Jahre und aus Köln. Playwas, bitte? Playfighting, klären mich die drei auf, ist eine harmlose Form von Ringen. »Es geht darum, sich körperlich auszuprobieren«, sagt Robin. Als trans Person sei es schwierig, sich beim Sport wohlzufühlen. Selbst bei LGBTiQ-Sportvereinen wie dem SC Janus gelte das, ergänzt Lucian. »Da wird man auch wieder nach dem Geschlecht zugeordnet.«

 

Luke, Robin und Lucian identifizieren sich als »non-binär«, sie sehen sich nicht als »weiblich« oder »männlich«. Das unterscheidet sie von binären trans Menschen, die sich eindeutig einem Geschlecht zuordnen wollen. Wenn ich über die drei schreibe, soll ich sie bitte »er« nennen, sagen sie. »Mich stört es, wenn mich Leute als ›sie‹ bezeichnen«, erklärt Robin. »›Er‹ stört mich weniger.« Auch »Nin« oder »Es« sei verbreitet, sagt Luke.

 

Vielen Menschen fällt es schwer, mit dieser Uneindeutigkeit umzugehen — nicht nur im Alltag. Bei Krankenkassen und Behörden muss man sich bislang einem Geschlecht zuordnen, was schon mal dazu führen kann, dass trans Männer eine Einladung zur Prävention von Prostatakrebs bekommen können. In der Regel sagen sie den Termin dann mangels Prostata ab. Und das ist noch ein harmloser Fall. »Man existiert als nicht-binärer Mensch noch in einem rechtslosen Raum«, sagt Lucian. Das Bundesverfassungsgericht hat im vergangenen Herbst beschlossen, dass die Bundesrepublik eine »dritte Option« bei der Geschlechtszugehörigkeit ermöglichen muss, einen Tag vor unserem Treffen hat die große Koalition den ersten Gesetzentwurf dazu vorgelegt. Die drei sind nicht begeistert. »Das Gesetz ist nicht gerade progressiv«, sagt Lucian. Denn um seinen Geschlechtseintrag in »Divers« zu ändern, benötigt man zwei medizinische Gutachten, die belegen, dass man auf der körperlichen Ebene intersexuell ist — nicht-binären trans Menschen wird die Option somit verweigert. »Ich kann das nicht gutheißen«, sagt Robin. Er hat seinen Geschlechtseintrag schon von »Frau« auf »Mann« geändert, auch hierfür waren zwei psychiatrische Gutachten nötig. »Das hat 1200 Euro gekostet«, erzählt er. 

 

Im Oktober starten Trans-Gruppen deshalb die Aktion Standesamt. Eine Woche lang wollen sie ihren Geschlechtseintrag löschen lassen. »Mein Vater macht auch mit«, erzählt Luke, der in Köln aufgewachsen ist. »In Köln groß zu werden, war auf jeden Fall ein Privileg, ich habe bislang kaum Diskriminierung erfahren.« Die wichtigste Informationsquelle für die drei während ihres Coming-outs war jedoch das Internet, wo andere trans Menschen in Blogs oder auf YouTube von ihrem Alltag erzählen — trotz Anfeindungen. »Viele sagen, es ist wichtig für mich, meine Transition zu dokumentieren«, erklärt Luke. »Gerade die Kommentare sind wichtig«, meint Robin. »Viele stellen dort Fragen, gerade wenn sie unsicher sind, oder kurz vorm Coming-out stehen.«

 

Was erwarten sich die drei vom Trans-Pride-Wochenende? »Meine Hoffnung ist, dass viele Leute dadurch den Schritt in die Trans*-Community wagen, die sich vorher nicht getraut haben«, meint Robin. »Vielleicht können wir bei der Demo den einen oder anderen am Straßenrand mitnehmen«, sagt Lucian. Und Luke hofft: »Am Ende des Wochenendes sollen sich alle stärker fühlen als vorher.«

 

 

Die Trans Pride Cologne findet am 22. und 23. September statt und freut sich über Spenden und Hilfe.

https://www.facebook.com/transpridecologne