Heile Welt
Schaukelpferd oder Keramikfigur, Staubsauger oder Kaffeemaschine. »Die Leute kommen mit fast allem zu uns«, sagt Jasmin Klein. »Zuletzt waren es besonders viele Plattenspieler.« Klein ist Mitgründerin vom Repair-Café Südstadt. Seit mittlerweile vier Jahren treffen sich im Bürgerhaus Stollwerck an jedem zweiten Sonntag im Monat zahlreiche Kölnerinnen und Kölner, um gemeinsam Gegenstände instand zu setzen. »Ein Repair-Café ist ein sozialer Treffpunkt«, sagt Klein. Dort kommen Menschen zusammen, die auf ehrenamtlicher Basis defekte Gegenstände reparieren können. »Da haben wir einen Pool von vielleicht zehn Leuten, die haben alle ganz verschiedene Stärken«, so Klein. Sie helfen im Repair-Café denjenigen, die einen defekten Gegenstand besitzen, den sie selbst nicht reparieren können.
In Deutschland gibt es circa 900 Repair-Cafés, Reparaturtreffs oder offene Werkstätten, in Köln neben der Südstadt etwa in Ehrenfeld, Neuehrenfeld oder Mülheim. »Wir sind kein Dienstleister oder Fachbetrieb«, so Klein. Man leiste vielmehr Hilfe zur Selbsthilfe. »Mit einer Dienstleister-Mentalität kommt man sowieso nicht weit«, sagt Klein. Denn im Repair-Café muss der Kunde selbst mit anpacken. Die Organisatoren schauen, welches Problem zu welchem ihrer Experten passt. Dann macht man sich im Tandem an die Arbeit.
»Man lernt, materielle Gegenstände wertzuschätzen, wenn man nicht alles gleich in den Müll schmeißt«, sagt Felix Dietz. »Und man erlebt auch eine gewisse Selbstwirksamkeit.« Dietz ist Mitglied in der Dingfabrik. Der gemeinnützige Verein mit 130 Mitgliedern ist ein sogenannter Makerspace. In einer Werkstatthalle zwischen Nippes und Ehrenfeld widmen sich die Mitglieder allem, was man selbst herstellen kann. Unter anderem richtet die Dingfabrik regelmäßig Repair-Cafés aus. Anders als die Einrichtungen im Bürgerhaus Stollwerck oder auch im Bürgerzentrum in Ehrenfeld steht der Dingfabrik dafür eine eigene Werkstatt zur Verfügung.
Das Interesse an Repair-Cafés wächst. »Viele Menschen sehen es nicht mehr ein, Sachen wegzuschmeißen, an denen nicht viel kaputt sein kann«, sagt Dietz. Das betrifft vor allem elektronische Geräte. Allein in Deutschland fallen pro Jahr zwei Millionen Tonnen Elektroschrott an, fast 23 Kilo pro Kopf. Ein erheblicher Teil davon könnte vermieden werden. »Es gibt bei uns keine Reparaturkultur mehr«, sagt Jasmin Klein vom Repair-Café in der Südstadt. »Aber immer mehr Menschen wird wieder bewusst, dass das nicht gut ist.«