Foto: Herby Sachs

Zukunft im Plural

Die Literaturreihe »Stimmen Afrikas« feiert zehnten Geburtstag

Der Plural ist Absicht. »Stimmen Afrikas« heißt die Literaturreihe, in der Christa Morgenrath und Eva Wernecke seit einem Jahrzehnt Autor*innen vorstellen, die ihre Geschichten des Kontinents und seinen Spuren in der Welt erzählen. Zum Geburtstag wird gefeiert — standesgemäß mit einem Buch und noch mehr Geschichten, zehn an der Zahl: »Imagine Africa 2060« widmet sich Zukunftsentwürfen aus und über Afrika, die mal das großformatige Bild der politischen und sozialen Zusammenhänge schildern und mal die Zukunft in den Poren des Alltags verstecken.

Okwiri Oduor aus Nairobi erzählt von einer jungen Frau, die in ihren Heimatort zurückkehrt, den die Zukunft zurückgelassen hat. An der Oberfläche ist alles intakt: die traditionellen Rituale werden gepflegt und die althergebrachten Rezepte werden weiter gekocht. Aber die abblätternden Fassaden und die ausgeblichenen Ladenschilder verraten, dass das Dorf nach dem Ende der Rohstoffausbeutung in der Geschichte zurückgelassen wurde. Ellen Banda-Aaku erzählt die Coming-of-Age-Geschichte einer hochrangigen afrikanischen Diplomatin — der jüngsten auf einem Kontinent, auf dem heute greise Männer das Sagen haben. 

 

Aya Cissoko aus Paris, die bei der Buchvorstellung im Literaturhaus lesen wird, entwickelt ihre Dystopie wiederum aus den politischen Tendenzen des gegenwärtigen Europas. Frankreich entwickelt sich in naher Zukunft zu einem identitären Albtraum. Migranten aus Afrika werden ausgebürgert, Übergriffe auf Obdachlose oder Empfänger von Sozialleistungen nehmen zu. Auch Massou ist davon betroffen. Ihre Beziehung mit einem Franzosen muss sie aufgeben und mit ihren zwei gemeinsamen Kindern nach Mali, dem Land ihrer Vorfahren, zurückkehren. Aber Frankreichs nationalistischer Niedergang bedeutet den Aufstieg seiner ehemaligen Kolonie, die dank einer kooperativen Wirtschaftsordnung gemeinsam mit ihren afrikanischen Nachbarn zu neuer Blüte findet. »Die Kinder hatten ihre mehrdimensionalen Identitäten zu nutzen gewusst«, schreibt Cissoko, »um eine Welt nach ihren Vorstellungen zu gestalten.«  

 

 

StadtRevue präsentiert

Buchvorstellung: Do, 2.4., Literaturhaus, 19.30 Uhr

Christa Morgenrath & Eva Wernecke (Hg.): »Imagine Africa 2060. Geschichten zur Zukunft eines Kontinents«, Peter Hammer Verlag, 192 Seiten, 20 Euro