Mit solchen Badegästen ist kein Geld zu machen: Schwan in Neubrück, Foto: Dörthe Boxberg

Der Dümpel-Tümpel

 

Am Rather See gibt es Protest gegen den Bau einer Wasserskianlage

 

Im Sommer schwimmen zu gehen, ist in Köln eine Herausforderung. Der Rhein scheidet wegen seiner Strömung aus, in den städtischen Freizeitbädern liegt Handtuch an Handtuch. Viele Kölner bevorzugen deshalb einen Ort, an dem es sich ungestört baden lässt. Nicht immer legal, aber fast immer geduldet. Ein solcher Ort ist der Rather See, eine ehemalige Kiesgrube am Stadtrand in Neubrück. Bis 2009 wurde hier gebaggert, bis Ende 2011 die Grube dann mit Wasser gefüllt. Seitdem dient der See einigen Einwohnern im Rechtsrheinischen als Schwimmbad, obwohl weite Teile des Sees abgesperrt sind.

 


Der Rather See gehört einer Eigentümergemeinschaft, und diese arbeitet mit einem Investor zusammen: Florian von Stein. Er will am Rather See ein kleines Strandbad und eine Wasserski-Anlage bauen lassen. Davon gibt es im Kölner Umland schon eine in Brühl und eine in Langenfeld. Sie sind anscheinend lukrativ: Am Bleibtreusee in Brühl kosten zwei Stunden Wasserskifahren 26 Euro — so viele Einnahmen lassen sich mit einem Badesee sonst nicht erzielen. Seit rund einem Jahrzehnt sind von Steins Pläne bekannt, 350.000 Euro hat er nach eigenen Angaben bereits in die Planung  gesteckt — bislang ohne Resultat. Ebenso lange gibt es im Stadtbezirk Kalk Kritik an diesem Vor­haben. Die Kritiker*innen haben sich in der Initiative #Ratherseefrei zusammengeschlossen. Ihre For­derung: Der Rather See soll zu einem Badesee werden, der für alle kosten­los zugänglich ist. »Wir haben Petitionen geschrieben und demonstriert«, erzählt Marc Michalsky von #Ratherseefrei. Resultate haben auch sie nicht vorzuweisen.

 


Unterstützung erhalten die Aktivisten von der Ratsgruppe Gut. Aber die sitzt nicht in der Bezirksvertretung Kalk, wo es eine Mehrheit für das Vorhaben des Investors gibt. Linke und Grüne sind dagegen, SPD und CDU dafür. Für Marc Michalsky von der Initiative steht fest: »Die Orts-CDU ist eng mit Florian von Stein verknüpft«. So könne sie etwa ein Gelände an der Kiesgrube für ihr alljährliches Seefest nutzen. Auch die Kölner Verwaltung kritisieren die Aktivisten. Sie habe die Artenschutzprüfung nicht sachgemäß durchgeführt. Das gehe aus einer Stellungnahme der Um­welt­organisation BUND hervor. Bislang sind aber die Versuche gescheitert, die Akten über das Prüfverfahren bei der Stadt einzusehen. Sie einzuklagen sei jedoch zu aufwändig, sagt Michalsky. Er setzt seine Hoffnung nun auf die übergeordnete Forstbehörde: Um die Anlage zu bauen, müssen Bäume weichen, für diese muss ein Ausgleich geschaffen werden, was bislang noch nicht passiert sei. Deshalb sei noch keine Baugenehmigung erteilt worden.

 


Solange bleibt der Rather See in dem Zustand, in dem er sich seit einem Jahrzehnt befindet. Eigentlich könnte die Kölner Tradition, aus Provisorien einen Dauerzustand zu machen, hier zu einem Happy End führen — wenn nicht auch da ein Problem wäre. »Der See verwahrlost«, erzählt Michalsky. Der Angelverein ASV 1974 Kalk habe sich lange um die Pflege der Seeufer gekümmert, bis ihm vor einiger Zeit der Zugang zum See verwehrt wurde. So verwildert der Tümpel — und der Konflikt dümpelt weiter vor sich hin.