schwarzlicht
Sie können alles außer Hochdeutsch: In Baden-Württemberg pulsiert das Herz der deutschen Wirtschaft; werden Autos produziert, Weinberge bearbeitet, Gärten bestellt, Straßen gekehrt. Und neuerdings neuartige Kriminalromane verfasst: Verbrechensliteratur mit Frauenblick aus Männerhand. Ulrich Ritzel zum Beispiel, der Grandseigneur des deutschen Genreromans, hat seinen neuen Roman Forellenquintett in Polen und am Bodensee angesiedelt. Ein Mann trägt einen Schädel durch die Gegend, ein paar Rechtsradikale gehen fiesen Geschäften nach und Tamar Wagenast, Ritzels Ermittlerin, bekommt Briefe von jemandem, den sie vor Jahren erschossen hat. Ein breites, gesotten-realistisches Gesellschaftsportrait, wie immer bei Ritzel.
Oliver Bottini, der Shooting-Star der Krimiszene, hat das dritte Abenteuer seiner Kommissarin Louise Boni wieder einmal in der Nähe von Freiburg verortet. Die Polizei jagt einen Aussiedler, der eines Tages vor dem Haus eines (unbescholtenen?) Deutschen erschienen ist und erklärt hat, dies sei jetzt sein Haus. Wenige Tage später ist der Häuslebauer trotz aller Polizeipräsenz tot. Im Namen der Väter ist ein bildstarker, sprachmächtiger Kriminalroman, noch temporeduzierter als seine Vorgänger.
Und dann noch Heinrich Steinfest, der schwäbisch-österreichische Krimikonzeptkünstler, der in seinem neuen Werk Die feine Nase der Lilli Steinbeck seine Heldin in einem absurden Parforceritt um die Welt und wieder zurück nach Stuttgart treibt. Ein Meisterstück des schwarzen Humors, ein so was von postmodern-dekonstruktivistisch-philosophisches Sprachkunstwerk, dass es einen umhaut. Im Ländle können sie alles – und übrigens auch Hochdeutsch, zumindest wenn sie einen Krimi drucken.