Jackie-O Motherfucker

Als Tom Greenwood und Nester Bucket die Band Jackie-O Mother­fucker 1994 in Portland, Oregon gründeten, war von Begriffen wie »Free Folk« oder »Weird Folk« noch keine Rede. Doch nahezu alles, was für dieses Genre charakteristisch ist, findet sich seit fast 15 Jahren in ihrer Musik.
Das Kollektiv mit stets wechselnder Besetzung widmet sich dem Folk-Erbe Amerikas in höchst eigenwilligen Interpreta­tionen, die man gerne auch als »bekifft« bezeichnen kann: Traditionelle Songs werden in langen, driftenden Improvisationen zerlegt und mit jeder Menge Psychedelic durchsetzt. Der Ansatz ist kollektivistisch, das Verfahren vom Free Jazz der 60er Jahre übernommen. Was sie mit »Free Folk«-Kollegen wie Sunburned Hand Of The Man, The Chara­lambides oder The No-Neck Blues Band verbindet: Selbst hart­näckige Fans blicken bei ih­­rer Veröffentlichungspolitik nicht mehr durch, ständig erscheinen neue Platten auf allen nur erdenklichen Kleinstlabels.

Die zahllosen Tonträger spiegeln das Konzept der Gruppe wider, ihre rückhaltlose Offenheit. Sie verstehen ihre Musik nicht als etwas Abgeschlossenes, sondern als ständigen Prozess. Und in dessen Mittelpunkt stehen die Auftritte. Der Verlauf ihrer Konzerte ist nicht vorhersehbar, höchste Intensität aber (fast immer) garantiert.
Jackie-O Motherfucker sind mit Krautrock-Bands wie Amon Düül verglichen worden, doch ihr Repertoire ist im Grunde ur-amerikanisch: Die Wurzeln gehen auf Blues, Gospel, Bluegrass und Folk zurück, gespiegelt und gebrochen durch die musikalischen Befreiungsbewegungen der 60er. Im Unterschied zu klassischen Psychedelic-Bands wie Grateful Dead steht allerdings kein virtuoser Ansatz im Mit­telpunkt, sondern ein Spiel mit strudelnden, selbstvergessenen Sounds. Folk verschmilzt in den bis zu 30-minütigen Improvisationen mit zahlreichen anderen Stilelementen zu einem stetig da­hin fließenden Klangbett. Ihre Methode ist Dekonstruktion
und Hymnus zugleich. Jackie-O Mother­fucker verändern ihre Einflüsse bis zur Unkenntlichkeit. Allerdings nicht, um sie zu zerstören, sondern um so etwas wie einen spirituellen Kern herauszuarbeiten. Das mag auf dem Papier esoterisch klingen, hört sich aber live verführerisch an.


Konzert: Mi, 28.11., 21 Uhr,
Kulturbunker Mülheim


StadtRevue verlost 5x2 Gästelistenplätze,
Mail bis Mo 26.11., Stichwort: »LSD«