»Elégance« im Kölnischen Kunstverein

Kühl wirkt die Ausstellung, der Titel »Elégance« unterstreicht die Wirkung: Die kapitelartige Anordnung der vier Installationen erinnert an die Eleganz modischen Understatements, nimmt jedoch explizit das Verhält­nis von Kunst, Geld und Konsum in den Blick. Das pralle Kunstjahr 2007 mit der »Grand Tour« Vene­dig-Kassel-Münster hat, wie auch der schon beängstigende Boom des Kunstmarkts, den Bedarf nach Selbst­befragung des Systems geweckt
.
Im Kunstverein liegt der Schwerpunkt auf dem künstlerischen Spielraum angesichts von privaten Sponsoren, die mit ihrem Geld, aber auch mit Ansprüchen die Lücken des politischen Rückzugs füllen. Und ist nicht auch der Trend, wieder zu politischen Inhalten zurückzukehren, nur eine markttaugliche Strategie?

Überwiegend bleibt der diskursive Anspruch im Theoreti­schen verhaftet, was vor allem der unterschiedlichen Qualität der Aus­wahl geschuldet ist. Schön, weil ambiva­lent und ideenreich ist der Raum mit einem Ensemble von Rosemarie Trockel, Gerda Scheepers und Thea Djordjadze: »Automne/ Frotée 06/07«, eine schwarz-weiße Inszenierung mit überpuder­ten Textilien, Videopro­jektion und ei­nem auf weißem Holz­bett schwebenden Luxus-Dach­gepäck-Sarg, kombiniert Ver­gäng­lich­keits­mo­tive mit Selbst­ins­zenierung. Dagegen zeigt Merlin Carpenters Readymade »David’s Soul« eine Position, die schon wirkungsvol­ler besetzt wur­de: Die Mercedes-Benz-Bikes in Schau­fens­ter-Pose vermögen kaum neue Einsichten in die Logo-Abhängigkeit der globalisierten Welt zu bringen. Dass sie für die Aktion nicht gesponsort, sondern gekauft wurden, steht in Kontrast zu »Radical Loyality« von Chris Evans.

Evans hat sich für eine Komplizenschaft mit Direktoren internationaler Firmen entschieden, indem er sie um ideelles Sponsoring bat: Ihre Gedanken zu Loyalität sollten sie in Vorschläge für Skulpturen umsetzen, die Evans auf einem Gelände in Estland realisieren will. Die erwar­tungsgemäß eher banalen Privatphilosophien möchte man lieber nicht in einem echten Skulpturenpark verwirklicht sehen. Eine verbale Ausformulierung dieser Paral­lelwelt der Großfinanz hat Julika Rudelius unternommen, die Millionäre und Top-Manager vor der Kamera über ihr Verhältnis zum Geld sprechen lässt.


Ausstellung

Elégance: Merlin Carpenter, ­Chris Evans, Thea Djordjadze, Gerda ­Scheepers, ­Rosemarie Trockel, Julika Rodelius, Kölnischer Kunstverein,
Hahnenstr. 6, Di-Fr 13-19,
Sa+So 12-18 Uhr, bis 23.12.
Führungen: 23.11., 30.11., 7.12., 21.12., jeweils 17 Uhr