Spur der Steine
Ein heiliger Sebastian steht vor der Pfarrkirche St. Remigius in Bergheim. Er soll, so hieß es 1957, »zeitlos« an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern und Mahnmal für die Zukunft sein. Das muss man wissen, denn keine Texttafel weist darauf hin. So entging die Skulptur zunächst auch dem Kölner Historiker Hans Hesse. Er dokumentiert mit vier Fotografen für das Rheinische Bildarchiv Köln und den Landschaftsverband Rheinland (LVR) die rund 7000 Mahnmale, die im Rheinland an die Opfer der Nazidiktatur erinnern. 2010 soll das Projekt beendet sein. Der LVR trägt mit 50.000 Euro den Großteil der Kosten.
Hesse interessiert besonders die Entwicklung der bundesdeutschen Erinnerungskultur. So seien die Kriegsopfer-Friedhöfe der 50er Jahre durchaus noch in NS-Tradition angelegt worden, in der die Toten von »Kriegs- und Heimatfront« gleichgesetzt wurden. Noch heute lägen die oft namenlosen Erinnerungsstätten für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter meist am Rande von Friedhöfen. Oder – siehe die Statue des heiligen Sebastian – die Mahnmale seien »bewusst«, so Hesse, ohne Erklärung aufgestellt worden.
Zu jedem Kreis sollen die Mahnmal-Fotos bis 2010 als Buch veröffentlicht werden. Die Sebastian-Plastik von Gerhard Marcks kam für die gerade erschienene Bestandsaufnahme aus dem Rhein-Erft-Kreis zu spät. Die komplette Dokumentation wird nur im Internet nachzulesen sein.