Public Viewing auf dem Parkplatz
Seit kürzlich das letzte Haus des Barmer Viertels abgerissen wurde, ziert eine riesige Brachfläche das nördliche Deutz. Nach dem Willen des Stadtrats sollen die Kölner just auf diesem tristen Stück Erde im Juni ein Fußballfest feiern. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und der Linkspartei beschloss der Rat Ende Januar, das Public Viewing zur Fußball-Europameisterschaft 2008 im ehemaligen Barmer Viertel stattfinden zu lassen – falls sich ein geeigneter Veranstalter dafür findet.
Dafür soll der Schotterplatz planiert werden, um unzufriedenen Fans keine Wurfgeschosse zu liefern. Die Kosten – immerhin 150.000 Euro – würde die Stadt aufbringen. Der Vorschlag, eine Großleinwand im Rhein-Energie-Stadion aufzustellen, wurde abgelehnt. Zu unsicher schien, ob das teure Stadion bei EM-Spielen wie Polen-Österreich tatsächlich gefüllt wäre. Derweil fordert die CDU, wie zur WM 2006 zentrale Plätze in der Innenstadt zu nutzen – nach Angaben der Verwaltung stehen dem allerdings die Lärmschutzrichtlinien des Landes entgegen. Für die WM im eigenen Land erließ NRW eine Ausnahmeregelung, für die EM in Österreich und der Schweiz gibt es die bislang nicht.
Doch während Städte wie Hamburg das Public-Viewing-Angebot für ihre Bürger längst unter Dach und Fach haben, ist in Köln das letzte Wort nicht gesprochen: »Wenn das Land eine Ausnahmeregelung für die Innenstadt erteilt, müssten wir neu überlegen«, sagt Wolfgang Bosbach, Sport-Sprecher der SPD-Ratsfraktion. Und wenn sich bis Juni kein Sponsor für den Parkplatz in Deutz findet? Dann gucken Kölns Fußballfans in die Röhre – nämlich in den heimischen Fernseher.