Bruderzwist ums Kölsch

Im Mai feiert die Kölschbrauerei Gaffel ihren hundert­sten Geburtstag. Und wie es sich für Familienfeste gehört, ist auch dieses mit einer gehörigen Portion Zoff verbunden. Die beiden geschäftsführenden Brüder Heinrich und Johannes Becker sind schon längere Zeit so zerstritten, dass seit Monaten darüber spekuliert wird, ob die Privatbrauerei an einen Investor verkauft werden soll. Bereits seit Beginn des Bruderzwists im Herbst, als Heinrich Becker seinen Bruder per Gesellschafterbeschluss vor die Türe setzte, buhlen Brauereien wie Reissdorf, Bitburger und Krombacher um die Traditionsmarke.
Medienberichten zufolge läuft längst ein Bieterverfahren,
das Ende April abgeschlossen sein soll. »Es läuft derzeit kein Bieterverfahren«, sagt hingegen ein Unternehmenssprecher. »Es wäre eine Option, die Situation zu entspannen.« Auf fünfzig bis achtzig Millionen Euro taxieren Experten den Wert des Unternehmens. Die ehemalige Glückauf Brauerei ist seit der Umbenennung in Gaffel im Jahr 1908 im Besitz der Familie Becker und gilt mit 500.000 Hektolitern Ausstoß jährlich als Nummer zwei unter den Kölschbrauereien hinter Reissdorf.
Unterdessen eröffnet Gaffel am 1. April offiziell seine neue »Dependance am Dom«, wie es selbstbewusst in einer Presse­erklärung heißt. Das »Gaffel am Dom« wird das größte Kölschbrauhaus der Welt sein: Im Gastraum ist Platz für 1200 Gäste und die Tanks fassen 12.000 Liter Kölsch. Da kann die Familie dann ordentlich feiern.