Schwarzlicht
Die schönsten Überraschungen kommen meist dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Im Frühjahr 2007 – eine kreative junge Kriminalliteratur in Deutschland ist im Prinzip nicht vorhanden – hat die 1977 geborene Physio- und Reittherapeutin Luci Klassen aus dem Heilkurort Bad Pyrmont ihren ersten Kriminalroman »Der 13. Brief« geschrieben. Nein, die Geschichte ist nicht in Bad Pyrmont angesiedelt, sondern in Bochum, wo die etwas eigenwillige Erzählerin Lila Ziegler landet, nachdem sie sich entschieden hat, mal zu schauen, wohin das Leben sie so verschlägt. Lila sollte eigentlich in Bielefeld ein Jurastudium starten, hat sich dann aber im letzten Moment entschieden, nicht ihres Vaters Plan zu folgen, sondern ihrer eigenen Renitenz. In Bochum also verschlägt es Lila vor das Gebäude, in dem die Anfangsvierziger Molle und Danner hausen. Der Kneipier und der Detektiv bilden eine seltsame Männer-WG, sporadisch ergänzt um den Bullen Staschek. Dieser ermittelt zusammen mit Danner den unerklärlichen Selbstmord einer orzeigeschülerin. Und da kommt Lila, nachdem sie sich nun schon mal mit der ihr eigenen Penetranz eingezeckt hat, als angehende Detektivin wie gerufen. Auch wenn das heißt, dass sie an den einzigen Ort zurückkehren muss, der ihr noch verhasster ist als das heimische Elternhaus – die Schule. Was folgt, ist ein intelligenter, witziger, authentischer Kriminalroman, dem es mühelos gelingt, die verschiedenen Welten der 18-Jährigen und der 40-Jährigen miteinander zu verbinden. Natürlich hat das Buch auch seine Problemchen, hier eine Länge, dort eine Überkonstruiertheit. Aber das ist marginal angesichts des großen Talents dieser Autorin und angesichts der tollen Respektlosigkeit ihres Textes, der schön bösartig ist und richtig klasse zu unterhalten weiß.