KrimiNews von Ulrich Noller
Wer hätte das gedacht: Der Mann kann nicht nur schauspielern, sondern auch noch schreiben, auf ebenso hohem Niveau. Die Rede ist von »Dr. House«-Darsteller Hugh Laurie, dessen Roman »The Gunseller« auf Deutsch lange vergriffen war, jetzt aber als »Bockmist« im Taschenbuchformat wieder auf den Wühltischen der Großbuchhandlungen lockt. Aus der Ich-Perspektive seines Helden beschreibt Laurie die irren, häufig aber gar nicht so erquicklichen, weil schmerzhaft ungesunden Abenteuer des englischen »Sicherheitsberaters« Thomas Lang. Der möchte eigentlich nur irgendwie durchkommen, gerät aber in ein fieses Spiel zwischen Geheimdiensten, Gangstern, Regierungen und dem »Militärisch-Industriellen-Komplex«: Letzterer plant Anschläge, um die eigenen Produkte zu promoten, so schwant es Lang. Das hört sich zeitgemäß an, ist aber schon 1996 geschrieben worden, in weiser Voraussicht gewissermaßen. Bemerkenswert aber auch deshalb, weil dieser zeitkritische Ansatz eigentlich gar nicht ernst gemeint ist: »The Gunseller« ist kein Agentenroman, sondern eine Parodie – was vor allem an dem halsbrecherischen, übermütigen-zynischen Witz liegt, mit dem Hugh Laurie Thomas Lang seine irre Geschichte in bester »Dr. House«-Manier erzählen lässt. Ein klasse Buch also, bei dem nur eines ungeheuer nervt: Der Heyne Verlag hat sich nicht entblödet, den Titel »The Gunseller« ausgerechnet mit »Bockmist« zu übersetzen und das knallgrün leuchtende Cover des Buches mit einer blauen Männerunterhose zu versehen. Das weckt Anklänge an Kabarettistenschwachsinn aus den Bestsellerlisten, hat aber mit dem Humor von »The Gunseller« nicht viel zu tun.