Jonas Mekas»Looking for Mushrooms«
Dass die Filmgeschichte (kunst)-museumsreif geworden ist, ist längst keine Neuigkeit mehr. Im Museum Ludwig war sie allerdings noch nie so präsent wie in diesem Herbst und Winter. Im November eröffnen gleich zwei Ausstellungen, die ohne das begleitende Filmprogramm nicht denkbar wären. Beide Ausstellungen ergänzen sich vorzüglich: Mit der Jonas-Mekas-Werkschau wird die einflussreichste Figur des New Yorker Underground-Films der letzten fünfzig Jahre geehrt. Die Ausstellung »Looking for Mushrooms« gibt einen Überblick über die medienentgrenzende Subkultur San Francisos der 50er und 60er Jahre; zentrale Figur ist der in diesem Sommer verstorbene Filmemacher, Fotograf und bildende Künstler Bruce Conner.
Die Bedeutung des 1922 in Litauen geborenen Jonas Mekas erschließt sich nicht allein durch seine Filme. 1949 in die USA emigriert ist er seit den späten 50er Jahren unermüdlicher Organisator und Sprachrohr nicht nur des New Yorker Underground-Films: zunächst in seiner Funktion als Filmkritiker und Mitherausgeber des Magazins Film Culture, dann als Mitbegründer des unabhängigen Vertriebs Film-Maker’s Cooperative und ab 1964 als Kinobetreiber. Seine eigenen Filme waren vor allem durch ihren autobiografischen Ansatz wegweisend. Seit den 60er Jahren beobachtet Mekas sein eigenes Leben mit einer Bolex-Kamera und macht daraus visuelle Tagebuchfilme von poetischer Als eine Art Urgroßvater des Videoblogs veröffentlichte er 2007 auf seiner Homepage täglich einen Filmeintrag.
Die Ausstellung »Looking for Mushrooms« ist nach einem Film von Bruce Conner benannt. Sie beschäftigt sich vor allem mit dem Spannungsfeld zwischen Kunst und Gegenkultur in der Bay Area San Franciscos von der Mitte der 50er bis in die späten 60er Jahre. Die Filmabende widmen sich unter anderem dem Werk von Conner, Robert und Gunvor Nelson und Bruce Nauman. Bis März hat man also die rare Gelegenheit, die Klassiker der US-Filmavantgarde der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Kino zu erleben.