»Köln postkolonial«

Es wirkt mitunter ein wenig an­gestrengt, als Beleg für die Ak­tualität der Ausstellung »Köln Postkolonial« Spuren aus dem Alltag vorzulegen – das Konrad-Adenauer-Ufer ist eben nicht in erster Linie nach einem verkappten Imperialisten benannt worden. So ist auch der Name der Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum etwas irreführend, denn gezeigt wird vor allem, wie ab Ende des 19. Jahrhunderts von Köln aus der Kolonialismus gefördert wurde durch Bürgertum, Industrie und Politik.

Beteiligt daran war auch Adenauer als Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft neben den Herren Stollwerck, Oppenheim, Clouth und anderen Familien. Beide Kirchen waren zutiefst prokolonialistisch, auch die Presse, auch die Universität. Deren Afrikanistik-Studierende haben nun zusammen mit dem Verein »KopfWelten gegen Rassismus und Intoleranz« die bis zum 21. Februar laufende Ausstellung konzipiert. Und dabei weniger auf Exponate als auf Bilder und Texte gesetzt.

Das Deutsche Reich begann vergleichsweise spät mit der meist brutal verlaufenden Gründung von Kolonien. Argumentiert wurde wahlweise mit einer Art Naturrecht »fortschrittlicher« Nationen auf neue Lebensräume oder mit der christlichen Pflicht, den unterentwickelten Wilden den rechten Weg zu weisen.

Ganz gemeine materielle Interessen

Der Kölner Völkerkundler Wil­helm Joest, dessen Sammlung den Grundstock des Rautenstrauch-Joest-Museums bildete, sag­te, was zu seiner Zeit gedachte wurde: »Der frei gewordene Neger arbeitet bekanntlich nicht, wenn er nicht irgendwie, (…) sei es durch Prügel gezwungen wird.« Und nur wenige erklärten, worum es wirklich ging: »Äußerlich Christentum, innerlich und in Wahrheit Prügelstrafe, Weibermisshandlung, Schnapspest, Niedermetzelung mit Feuer und Schwert, mit Säbel und Flinte. Es handelt sich um ganz gemeine materielle Interessen...«, sagte August Bebel vor dem Reichstag, und auch der Sozialdemokrat war kein lupenreiner Anti-Imperialist

Die kolonialistische Ära endete 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, aber fast alle rassistischen Stereotypen, die heute noch über Schwarze im Umlauf sind, wurden in dieser Ära geprägt. Die vermeintliche Differenz, das zeigt die Ausstellung sehr klar, wurde in diesen Jahren unserer Gesellschaft eingeschrieben.

Ausstellung:
Kölnisches Stadtmuseum,
Zeughausstraße 1-3, Mi-So 10-17,
Di 10-20 Uhr. Bis 21.2.