Rental Gallery Cologne
Ein guter Witz enthält soviel Wahrheit, dass er weh tut. Es war ein guter Witz, als unlängst ein Berliner Galerist kolportierte, er würde sich für die frei werdenden Räumlichkeiten eines Kölner Kollegen interessieren, der auf dem Absprung nach Berlin war. Das Schreckgespenst, das man den ehemaligen Kölner Galerien auf Berliner Mauern malen könnte, dürfte ein aus der Totenstarre erweckter rheinischer Kunstmarkt sein. Winkende Berliner Galeristen, auf dem Sprung nach Köln, um dort auszustellen und die Sammler zu beliefern.
Die Wahrheit zeigt Witz: Genau das passiert nun. Wahrscheinlich schon zur Art Cologne im April eröffnet die »Rental Gallery Cologne«. Eine Galerie zur Miete, die internationale Kunsthändler für vier bis sechs Wochen beziehen können, um hier vor dem kundigen Publikum ihre Künstler zu präsentieren.
Ausgedacht wurde dies von den Kölner Galerien noch unter Federführung von Christian Nagel, nun vertreten von den Galeriensprechern Linn Lühn und Thomas Rehbein, getragen von der Stadt Köln für eine Laufzeit von drei Jahren, deren »schnelle Entscheidungen« Thomas Rehbein lobt. Ein Verein »Rental Gallery Cologne« ist gegründet, dem neben den Kölnern Rehbein und Nagel bemerkenswerterweise die beiden profilierten Galeristinnen Daniela Steinfeld aus Düsseldorf und Esther Schipper aus Berlin angehören.
Galerien auf Tour
Dass Galerien auf Tour gehen ist kein neues Phänomen: Partnerschaften über Kontinente hinweg sind selbstverständlich für die internationale Durchsetzung von Künstlern. Mesler & Hug aus Los Angeles, die ehemalige Galerie des neuen Art Cologne-Chefs Daniel Hug, nutzt derzeit die Rental Gallery am New Yorker East Broadway; Christian Nagel gastierte schon zweimal dort.
Es verspricht gerade in diesen Zeiten ein gutes Geschäft für alle zu sein: Kaum ein Kunsthändler kann sein Unternehmen wie zuvor betreiben. Statt dass die Sammler zu ihm, muss er zu seinen Sammlern kommen, denen ein Messebesuch zurzeit nicht soviel Freude bereitet. Die auswärtige Galerie knüpft neue Kontakte, wie die lokale Szene vom fremden Input belebt wird. Wenn die Kölner Kunstszene zum Kaffee einlädt, scheint man auch bereit den Kuchen zu teilen.
Info:
Die Rental Gallery Cologne wird
Räume im Mauritiuswall beziehen,
die derzeit umgebaut und renoviert werden. Die erste Ausstellung ist
zur Art Cologne geplant.
Foto: April 2008, Ausstellung des
Kölner Galeristen Christian Nagel
mit Mirjam Thomann / Jan Timme;
der Schriftzug »ANGEL« an der
Fassade ist eine Arbeit der Künstler