Fusion als Konfusion
Der Countdown läuft: Bis zum 21. August müssen alle Theater, die in den Jahren 2011 bis 2015 eine Strukturförderung durch die Stadt Köln möchten, ihre Anträge abgeben. Spätestens dann sollte also klar sein, wie eine Fusion zwischen dem Theater der Keller und dem Theater im Bauturm (TiB) aussehen soll. Diskutiert wird sie wieder mal heftig.
Für Ulrich Wackerhagen, Vorsitzender des Keller-Trägervereins, ist sie unausweichlich. Gerhardt Haag dagegen, Intendant am Bauturm, bleibt beim Konjunktiv: Sie könnte kommen. Oder auch nicht. Beide Seiten bestätigen intensive Gespräche, die Stadt sieht sich lediglich als Moderator. Konkreter mag, kann oder darf keine der beteiligten Parteien werden.
Deshalb bleiben Fragen offen: Werden im Fusionsfall weiterhin beide Spielstätten, Kleingedankstraße und Aachener Straße (TiB), bespielt? Ein gemeinsames größeres Haus, wie nach der bislang einzigen gemeinsamen Produktion, »Sein oder Nichtsein« im Millowitsch-Theater, angedacht, ist derzeit nicht in Sicht. Sicher ist nur: Der Trägerverein des Keller Theater hat sich zum 31. August von seinem Intendanten, Hanfried Schüttler, getrennt und ist damit ohne künstlerische Leitung.
Keller-Theater verschuldet
Hauptzweck eines Zusammenschlusses der beiden Kölner Traditions-Privattheater wäre, zumindest aus der Sicht des verschuldeten Keller Theater, dessen finanzielle Rettung. Allein die Immobilie in der Südstadt, angemietet bis zum 30. Juni 2012, ist mit einer Monatsmiete von 4.000 Euro Teil des »strukturellen Defizits«, wie Schüttler es nennt. Allerdings kann und will das wirtschaftlich besser gestellte TiB eine Entschuldung des potenziellen Partners nicht leisten, auch die Stadt wird nicht einspringen.
Eine Fusion schlug der Theaterbeirat der Stadt vor bereits neun Jahren vor. Beide Theater beanspruchen aufgrund ihrer Struktur einen beträchtlichen Teil der städtischen Fördergelder, zumindest einen Teil davon hätte der Beirat gerne anderweitig eingesetzt. Beide Häuser winkten ab. Dann kam 2008 das Ko-Projekt »Sein oder Nichtsein«, gefolgt von programmatischen Bezügen innerhalb der Spielpläne. Als nächster Schritt könnte eine Fusion inhaltlichen und künstlerischen Mehrwert bieten – falls sich die Programmatik von Gerhardt Haag mit Schüttlers Nachwuchsförderung zu einem sinnvollen Ganzen verbinden lässt.
Haag bindet interessante Regisseure aus der freien Szene wie Jörg Fürst oder André Erlen ans TiB; Schüttler hat zusätzlich zur renommierten Keller-Schauspielschule eine Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule für Medien, den Wuppertaler Bühnen oder Bochumer Kunststudenten initiiert.
Laut Hans-Böckler-Stiftung scheitern achtzig Prozent aller Fusionen, weil die Unternehmenskulturen zu verschieden sind. In Zeiten, in denen Theater vor allem Wirtschaftsbetriebe sein müssen, ist das hoffentlich kein Menetekel.