»Was soll der Scheiß?«
»Mal war ich ›der scheue Phil‹, dann ›der schaue FiL‹ oder ›der schlimme Phil‹. Ich wollte meine geheimen Identitäten trennen‹«, plaudert Philip Tägert alias FiL, Berliner Comiczeichner und Kultkomödiant. »Bei den Comics, so die Idee, schreibe ich mich mit ›F‹, und mit ›Ph‹, wenn ich auf der Bühne stehe. Aber dann dachte ich, was soll der Scheiß?‹«
Das fragte sich sicherlich auch die Frauengruppe der Berliner SPD. 1991 verlieh sie dem Zeichner den Titel »Chauvie des Jahres« – für »Didi & Stulle«, seine beiden proll-berlinernden Cartoon-Schweine vor der Imbissbude, die regelmäßig im Berliner Stadtmagazin zitty erscheinen. »Ich bin als Punk im Märkischen Viertel, eine Trabantenstadt, aufgewachsen. Da gab’s so Bikertypen mit gegelten Haaren, die gingen gar nicht. Auf solchen Typen basieren Didi und Stulle.«
Wenn die beiden ungleichen Freunde, Didi, der derbe Große, und Stulle, der Kleine mit dem Talent, die Frauen zu betören, durch die Straßen der Hauptstadt flanieren, kann alles passieren. Und passiert auch – vom banalen Besuch im Fastfood-Restaurant bis zu bizarren Weltraum-Abenteuern.
»Vielleicht ist das jetzt der Anfang vom Ende«, kommentiert FiL seine aktuelle Lage, »die Geschichten driften mehr ab, weil ich total Lust hab’ zu experimentieren. Für Bands bedeutet das ja oft das Aus, weil sie dann die einzigen sind, die ihre Kunst noch ernst nehmen.«
Beruflich muss sich der 43-jährige aber dennoch keine Sorgen machen. In den Feuilletons hagelt es derzeit gefällige Rezensionen. Und anlässlich des 200. Geburtstages von Heinrich Hoffmann hat er mit dem Comic-Künstler Atak den »Struwwelpeter« in Wort und Bild neu interpretiert.
Nach wie vor fährt FiL zweigleisig: »Irgendwann wurde ich im Comicladen gefragt, ob ich meine Geschichten vorlesen will. Die habe ich an die Wand projiziert und dazu alte Lieder meiner Punkband gespielt.« Sein komisches Talent sprach sich schnell herum. Mit 26 wurde er Conferencier des Chamäleon-Kabaretts in den Hackeschen Höfen. Sein Durchbruch, wie er selbst sagt. Inzwischen stemmt er allein Bühnenshows. Meist gibt er auf der Gitarre skurrile Lieder zum Besten, an seiner Seite der Plüschhai Sharky. Dabei scherzt FiL über die Liebe oder moderne Hornbrillenträger auf so eigenwillige Weise, dass genau wie in seinen Comics eine irgendwie coole Mischung aus anarchischem Blödsinn und geistreicher Komik entsteht.
In Berlin ist er mit seinen Shows längst Kult, im Rest der Republik auf dem besten Weg dazu.
FiL – Die Stimme Berlins, Comedia, Kleiner Saal, 19., 20.10., 20.30 Uhr. Auftritt im Rahmen von Kölncomedy.
Das Festival findet von 15.-31.10. an verschiedenen Orten statt.
StadtRevue verlost 5x2 Gästelistenplätze. Mail bis Di 6.10. Betreff »Sharky«