Köln im Brennpunkt

Die Zahlen des Ende November veröffentlichten Epidemio­logischen Bulletins des Robert-Koch-Instituts sprechen eine ­nüch­terne Sprache: 28.000 Aids-Tote in Deutschland seit Beginn der Epidemie Anfang der 80er Jahre und 550 allein im vergangenen Jahr.

Nun sind Zahlen keine fassbare Grö­ße, aber man kann sie dazu machen: Knapp 28.000 Einwohner hat das Veranstaltungsgebiet Altstadt-Süd, 550 Tote sind einer pro Veranstaltung in der letzten Karnevals­session.
Die Zahl der Neuinfektionen bzw. Neudiagnosen – nicht jedes positive Testergebnis geht auf eine frische Infektion zurück – hat sich in Deutsch­­land seit 2000 auf etwa 3000 eingependelt. In 2009 waren das 2650 Männer, 350 Frauen und 25 Kinder. Fast drei Viertel dieser neu in die Statistik aufgenommenen positiven Menschen sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). HIV und Aids in Deutsch­land bleiben damit, nach einem kurzzeitigen Anstieg der heterosexuellen Infektio­nen in den 90er Jahren, ein großes Pro­blem nicht-heterosexueller Männer.

Das zeigt sich auch in der schwulen Metropole Köln. »Köln ist nach wie vor ein Brennpunkt in Bezug auf HIV und Aids«, sagt Heidi Eichenbrenner, stellvertretende Geschäftsführerin der Kölner Aids-Hilfe. Auch die Zahlen bestätigen das: Dieses Jahr meldete die Aids­hilfe Köln rund 3000 infizierte Menschen und 131 Neudiagnosen. Zum Vergleich: 3000 Personen zählt das ­Palladium bei ausverkauften Konzerten, und bei 131 neuen Patien­ten müsste einer in der Kin­deroper am Offenbachplatz draußen bleiben.