Nicht ohne unser Tretboot
»Ein traditioneller Platz für uns Zollstocker, auch für die mit wenig Geld«, so beschreibt Ottmar Lattorf den Kiosk und Tretbootverleih »Lido« am Kalscheurer Weiher. Doch das Kleinod im Kölner Süden ist vorerst Vergangenheit: Zum Jahresende 2009 kündigte das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen nach zehn Jahren den Vertrag von Betreiberin Andrea Bruce. Die Pächterin habe Umweltauflagen nicht erfüllt, erklärt Abteilungsleiter Joachim Bauer. Für Lattorf und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative Nabis sind das nur Ausflüchte, sie wittern andere Gründe für die Kündigung.
Derzeit wird das Gelände am Kalscheurer Weiher saniert – von der Kölner Grün Stiftung. Deren Geschäftsführer sind die Bauunternehmer Paul Bauwens-Adenauer und Patrick Adenauer. Lattorfs Theorie: Als Gegenleistung für die Übernahme der Sanierungskosten kündigt die Stadt der bisherigen Pächterin und »macht den Weg frei für die Adenauers«. Deren Interesse erklärt er durch die zu erwartende Aufwertung des äußeren Grüngürtels. Immerhin soll dort laut »Masterplan Innenstadt« 2020 die Bundesgartenschau stattfinden. Die Stiftung weist die Vorwürfe weit von sich: »Wir haben mit der Kündigung nichts zu tun«, erklärt Geschäftsführerin Beatrice Bülter. Die falle nur zufällig mit den Baumaßnahmen zusammen.
Mitte Januar nun ist die Pacht neu ausgeschrieben worden. Man wolle den Betrieb so beibehalten wie bisher, sagt Bauer, schränkt aber ein, dass der Pächter gewisse finanzielle Bedingungen erfüllen müsse, um die Umweltauflagen zu erfüllen. Einige Nabis-Aktivisten wollen sich trotzdem bewerben, der »Lido« soll schließlich wieder so werden wie vorher – günstig und gemütlich. Bis das so weit ist, helfen sie sich einfach selbst: Seit Mitte Januar gibt es am Wochenende ein »Notbüdchen«, Ende Februar ist eine Bürgerversammlung geplant. Dazu wird neben Mitgliedern der Rodenkirchener Bezirksvertretung und einem Vertreter vom Grünflächenamt auch Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) eingeladen.