Fantasy Filmfest

Der August bietet traditionell die einzige Gelegenheit des Jahres dem Genrefilm der meist bluti­ge­ren Sorte auf das Hedonis­tischs­te zu huldigen. Im Kino – nicht vor dem Fernseh- oder Rechnerbildschirm. Darin liegt der wahre Wert des Fantasy Filmfests: dass es Bedeutendes im Kino zeigt, das in Deutschland keinen Verleih findet und im besten Fall auf DVD unters Volk gebracht wird.

Natür­lich enthält das Programm auch die­ses Jahr wieder diverse Nieten, von denen leider nur wenige wenigstens mit einem so verführerischen Titel wie »Rey­kjavik Whale Watching Mas­­sa­cre« ein gewisses Grundinteresse zu wecken wissen. Ausdrücklich gewarnt sei vor »Chat­room« von Hideo Nakata, der wieder mal beweist, dass »The Ring« (1998) seinerzeit die Ausnahme, nicht die Regel war. Klartext gesprochen: Der Mann kann nix.

Wer dafür allerhand kann, ist Ho Cheung Pang, dessen sozialkritischer Sla­sher »Dream Home«, in dem eine Frau ein halbes Hoch­hausstockwerk zwecks Grundstückspreissenkung massakriert, zum Allerblutigsten seit langem ge­hört. Für Freunde des Metakinos ist Hélène Cattets und Bruno For­zanis tranceartiger Kunst-Thril­ler »Amer« Pflichtprogramm. Stichwort: Argen­to-inspirierter strukturalistischer Experimentalfilm – eine der Entdeckungen des letzten Jahres. Eben­falls eher avantgardistisch geht es in Tom Six’ »The Human Centipe­de (First Sequence)« zu: ­Da werden Menschen Mund ­an Hin­tern zusammengenäht zwecks Schöpfung des titelgebenden menschlichen Hundertfüßlers. Schön. Fortsetzung ist in Arbeit.

Vergleichsweise harmlos, dann aber doch mit überraschend radikalen Momenten ist Chris Morris’ »Four Lions« – eine Jiha­distenkomödie! Zum Schluss sei noch »Love Crime« erwähnt, das jüngste Meisterwerk von Altmeis­ter Alain Corneau (»Wahl der Waffen«): Klassenkampf im Groß­konzern, mit Liebe/Begehren als Waffen. Das ist Filmemachen von einer Virtuosität, wie man sie selten findet.

Mi 25.8.-Mi 1.9., Cinedom
Vorverkauf ab 16.8. im Kino
Infos: www.fantasyfilmfest.com
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September Ausgabe der StadtRevue