Angst abgewählt
Schlecker mag keine Betriebsräte. So versuchte die Drogeriemarktkette auch in Köln, Mitbestimmung zu behindern. Vergeblich: Seit Oktober hat der erste von drei Schlecker-Bezirken einen Betriebsrat. Rund neunzig Prozent der über siebzig Beschäftigten hatten sich an der Wahl beteiligt. Sieben Monate hatte es bis dahin gedauert, denn immer traf man sich auch vor dem Arbeitsgericht. Etwa, weil die Geschäftsführung nicht wie gesetzlich vorgeschrieben die Beschäftigungslisten aushändigte und die Zuständigkeit des Wahlvorstands bestritt.
Wahlvorstand Henriette Kökman sieht eine Aufgabe des Betriebsrats jetzt darin, die permanente personelle Unterbesetzung in den Filialen und daraus folgende unbezahlte Überstunden abzuschaffen. Am Wichtigsten aber ist Kökman, die seit zwölf Jahren bei Schlecker arbeitet, »den Kolleginnen die Angst zu nehmen, ihre Wünsche zur Gestaltung der Arbeitsbedingungen zu äußern«.
Anfang 2010 hatte der europaweit agierende Konzern Schlagzeilen gemacht, weil er kleine Filialen schloss und die entlassenen Mitarbeiter über eine firmennahe Leiharbeitsagentur zu schlechteren Bedingungen wieder in einer großen Filiale einstellen wollte. Erst im Juli gelang es der Dienstleistungsgesellschaft Verdi, mit Schlecker einen Tarifvertrag über höhere Löhne für die rund 34.000 Mitarbeiter in Deutschland abzuschließen.