Abschied mit Horror-Rapper
»Wir wollten etwas Lebendiges schaffen«, sagt Enno Stahl über das Jahr 2005. Damals gründete er gemeinsam mit seinen Schriftstellerkollegen Adrian Kasnitz und Achim Wagner die »Lesebühne am Brüsseler Platz«. Und die Lesebühne wurde lebendig: In den Anfangsjahren waren die Lesungen mit Autoren wie Guy Helminger, Richard David Precht oder René Hamann gut besucht. Zudem diente die Veranstaltung als Kommunikationsbörse für Autoren aus Köln und Umgebung. »Das war wie in Berlin, da saßen danach 25 Autoren zusammen in der Kneipe«, erinnert sich Stahl.
Auch das Publikum ist nach Berlin gezogen
Doch diese Zeiten sind längst vorbei – und nach sechs Jahren findet im Februar in der Alten Feuerwache nun die letzte Lesebühne statt. Nach fünf Umzügen und dauerhaft prekärer finanzieller Situation ein Ende aus pragmatischen Gründen: Die Zuhörer sind vermehrt ausgeblieben. »Man hat das Gefühl, dass nicht nur viele Autoren, sondern auch das Publikum nach Berlin gegangen ist«, so Stahl. Für ihn ist das Ende der Lesebühne repräsentativ für den kulturellen Niedergang in der Stadt. »Die freie Szene wird ja traditionell ignoriert. Man orientiert sich stattdessen an Leuchtturm-Projekten mit großen Namen. Die machen aber nicht das kulturelle Leben einer Stadt aus.«
Die Zukunft liegt in Düsseldorf
In Zukunft will Stahl verstärkt Veranstaltungen in Düsseldorf organisieren. So plant er dort unter anderem eine Fortsetzung der Lesebühne. Doch bevor die im April Premiere feiert, bittet die Lesebühne in Köln noch ein letztes Mal zur Reihe »Junge Stimmen«. Und zum Abschluss gibt es ein spannendes Experiment: Neben den Lyrikern Gerald Fiebig, Manfred Enzensperger und Mitbegründer Adrian Kasnitz liest der Berliner Rapper Schwartz. Der fällt sonst eher durch Gewaltfantasien nicht abgeneigten Psycho-Core auf, ist aber laut Stahl ein extrem begabter Lyriker.
17.2., Lesebühne: Junge Stimmen, Alte Feuerwache, 20.30 Uhr