Darwin Deez
Tennis-Stirnband, Retro-Brille, Korkenzieherlocken, bleistiftdünnes Oberlippenbärtchen. Die Inszenierung spielt bei Darwin Deez, Frontmann der gleichnamigen Band, offensichtlich eine große Rolle. Eine lebende, atmende Inkarnation des musikalischen Brooklyns, dieser scheinbar niemals versiegenden Hipsterquelle, abseits Manhattans, jenseits des großen Flusses.
Ob Yeah Yeah Yeahs, Animal Collective oder Yeasayer: Im Laufe der letzten Jahre kam ein verlässlicher Strom interessanter neuer Bands aus Brooklyn. (Klar, Über-Hipster James Murphy von LCD Soundsystem verschwand aus genau diesem Grund schon bald wieder.) Es zogen zahllose talentlose Poser in die Gegend, um vom Hype zu profitieren. Und dann natürlich der unvermeidliche Backlash: Der Hipster wurde zum Hassobjekt, das Ende des Phänomens wurde herbeigeschrieben in Büchern und Blogs. Schluss mit abstrusen Referenzen, endloser Verfeinerung, Selbststilisierung?
Darwin Deez scheint dieser Rolle immer noch Nuancen abringen zu können, er interpretiert sie vor allem live gnadenlos unterhaltsam: Klingen die Songs auf seinem selbstbetitelten Debüt vom letzten Jahr noch vielleicht etwas eintönig, zieht die Band auf der Bühne deutlich mehr Register. Wenn sie zu Barry-White-Sounds vom Band eine cheerleaderartige Choreographie aufs Parkett legt, bleibt kein Auge trocken.
Unterstellte 180 Konzerte pro Jahr zahlen sich irgendwann aus. Darwins Gitarre klingt nach den frühen Strokes, im Hintergrund dröhnt blechern ein DIY-Beat und er singt: »When I call, you are never home/I am down to six or seven chromosomes.« Man mag ihm dann schnell den ewigen 4/4-Takt verzeihen, die ähnlichen Tempi, die flüchtigen Melodien. Seine Texte sind clever, aber nicht zu clever; humorvoll, aber nicht lustig; warm, aber nicht sentimental. Ein Drahtseilakt. Es wäre eben zu einfach, Darwin Deez auf sein Songwriting zu reduzieren. Und vor allem zu eindimensional. Wird man seine Songs noch in zehn Jahren hören? Zweifelhaft. Aber jetzt, genau in diesem Moment, entspricht Darwin Deez so ziemlich allem, was Hipsterpop im Jahre 2011 so verführerisch macht.