Ohne Plan, aber mit Energie: Koeter

Auf den Hund gekommen

Koeter ästhetisieren den Punkrock und machen daraus Popmusik.

Nein, im Belgischen Viertel füh­len sie sich nicht zuhause. »Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal hier gewesen bin«, sagt Michi, der Sänger und Gitarrist von Koeter, als wir uns zum Interview vor dem Cafe Fleur an der Lindenstraße treffen. Auch Gitarrist Marcel guckt ein bisschen skeptisch drein. Die Beiden sind vor drei Jahren von Mönchengladbach nach Köln gezogen und wohnen in Mülheim und Ehrenfeld – dort, wo in Köln der Punkrock zuhause ist. Mit ihrer Vorgänger-Band Nein Nein Nein hatten sie sich im Rheinland einen Namen erspielt, nun zählen sie als Mitbetreiber eines quasi-privaten Ehrenfelder Live-Clubs auch als Veranstalter zu den Aktivposten einer erstaunlich agilen Punkrock-Szene.

 

Punk ist denn auch eher die Haltung als der Stil, den Koeter inzwischen musikalisch pflegen. Denn eigentlich könnte man ihre Songs auch als rau gespielte Popsongs bezeichnen, oder eben als Emo-Rock – wäre das Genre mittlerweile nicht so negativ besetzt. Berechnung möchte man dem Quartett nämlich nicht unterstellen. »Wir arbeiten ohne Plan«, bestätigt Marcel. Man trifft sich im Probenraum und legt einfach mal los. Do-It-Yourself heißt generell die Devise – selber machen, nicht weil man muss, sondern weil man es möchte.

 

Da es sich bei den Bandmitgliedern aber nicht um dauerbedröhnte Straßenpunks handelt, sondern um intellektuelle 30-Jährige, zeugt ihr Produkt von einem großen ästhetischen Bewusstsein. Das fängt schon beim Platten-Design an, das angelehnt ist an eine Todesanzeige: Schlichter Schwarz-weiß-Minimalismus, der durch gezielte grafische Kniffe (ein umgedrehtes Kreuz) maximale Wirkung erzielt. In diesem Kontext erhält auch der Bandname eine andere Färbung: Koeter – so könnte auch ein Techno-Act auf Kompakt heißen.

 

Auch musikalisch setzten Koeter auf Reduktion. Die von der Troisdorfer Studio-Legende Guido Lucas eindrucksvoll in Szene gesetzte Produktion kommt fast ohne Dopplungen aus und gibt einfach nur die Band bestmöglich wieder. »Die Hälfte der Aufnahme funktioniert ohne die zweite Gitarre, wir brauchen auch keine zwanzig Refrains«, bestätig Michi. Auf diese Weise entsteht eine Unmittelbarkeit, welche durch die vom Sänger mit aufgepeitschter Stimme vorgetragenen Texte auf effektive Weise unterstützt wird. Für keines seiner lyrischen Kleinode benötigt er nach eigener Angabe länger als zehn Minuten – genauso spontan und im besten Sinne anspruchslos wirken sie auch: »Mit Siebzehn die Kippen, Mit Zwanzig der Sex. Mit Achtundzwanzig das ›keine Ahnung‹. Und dann der Rest.« – mit derartigen Lebenseinsichten können sich nicht nur Punkrocker identifizieren.

 

Tonträger: Die selbstbetitelte 7-Track- CD ist bereits erscheinen (Club Scheiße/Aethervox/Cargo)