Flussabwärts spielt mehr Musik!

Bonner Biennale – dieses Jahr zum letzten Mal. Was wird aus der Festivalregion Köln/Bonn?

Mülheim und seine deutschsprachigen »Stücke«, das gut besetzte NRW-Theatertreffen in Neuss (s. S. 70), der temporäre Glanz von Theater der Welt (s. S. 30) – und die Bonner Biennale mit europäischer Gegenwartsdramatik. Der Juni-Festival-Reigen! Doch die renommierte Biennale findet in diesem Jahr, vom 13.-22. Juni, zum letzten Mal statt. Blickt der Raum Köln/ Bonn theaterinternational dürren Zeiten entgegen?
Bonns Generalintendant Manfred Beilharz, Begründer und Künstlerischer Ko-Leiter der Biennale, verlässt die Bundesstadt zum Ende der laufenden Spielzeit und geht in gleicher Funktion nach Wiesbaden. Beilharz wollte sich nicht zum Sparmaßnahmenverwalter der Stadt machen lassen. Um etwa 12 Millionen Euro ist der künftige Etat gekürzt worden.

Ungewisse Zukunft

Was mit der Biennale passiert, ist ungewiss. An Rhein und Ruhr gibt es zwar viele Festivals, aber die Kombination »international« und »Köln/ Bonn« garantierte nur die Biennale. Über die Jahre hat sie sich zu einem der weltweit wichtigsten Meetings zeitgenössischer europäischer Dramatik entwickelt. Auch dieses Jahr präsentieren Beilharz und sein Team um den Dramatiker Tankred Dorst ein starkes Programm: zum Beispiel zwei Sarah-Kane-Uraufführungen aus London, eine hoch gelobte Inszenierung des Polen Krystian Lupa und erstmals neue Produktionen aus Moldawien und Lettland.
Mit Blick auf die Möglichkeiten einer Fortführung der Schau durch seinen designierten Nachfolger Klaus Weise, der 2003 vom viel gepriesenen Oberhausener Theater nach Bonn wechselt, betont Beilharz sein »großes Netzwerk von Paten«: Über Europa verteilt, wirken ausländische Autoren vital an der Stückauswahl mit. Der erfahrene Theatermanager bezweifelt, dass Weise die Biennale »in der Form« fortsetzen könne: »80 verschiedene Leute, über zehn Jahre lang« hätten dem Festivalteam »erschöpfend Auskunft« gegeben.
Der Bonner Intendant überlegt ohnehin, die Biennale nach Wiesbaden mitzunehmen. Allerdings sei die Finanzierung noch ungesichert. Eine Kommission in Südhessen habe ihn darum gebeten – angeregt »durch die Umtriebe von Herrn Mortier in NRW«, dem Leiter der Triennale im Ruhrgebiet ab September 2002.
Unterdessen hat Klaus Weise neue Aussichten wenigstens angedeutet. Er überlege, so erklärte er kürzlich, in Bonn ein biennales Festival mit Weltradius zu etablieren. Dies sei finanziell abgesichert. Das bedeutet, dass er das Vorhaben innerhalb des gekappten Etats (33 Millionen Euro) realisieren muss, mehr gibt sein Vertrag nicht her. Aber ein Weise(r) hat vielleicht auch neue Ideen...

Bonner Biennale 2002, 13.-22.6.
Infos/ Programm: Tel.: 0228/ 778598