Von Mückenstich bis Philosophie

Freie Kunstszene # 22: Das Museum für verwandte Kunst sucht die Nähe zum Alltag

Kunstwerke aus Vileda-Wischtuch, eine Ausstellung rund um den röhrenden Hirsch, Künstler, die mit Treibgut aus dem Rhein arbeiten – das Museum für verwandte Kunst zeigt ansprechend, dass Kunst sehr nah am Leben sein kann. Mit ihrem idyllisch gelegenen Ausstellungsraum in ei­nem Altbau mit Hinterhof im Belgischen Viertel bietet Katrin Bergmann seit mittlerweile sieben Jahren einen Gegenentwurf zum kühlen Weiß der Galerien und den kunsthistorischen Bezügen der Museen.

Originell kuratierten Gruppenausstellungen um Themen wie Hölle, Mückenstiche oder »Weihnachten für Weihnachtshasser« ver­mögen vor allem eins: Berührungsängste mit viel Humor wegzublasen. Haarscharf am Kitsch vorbei, sind die farbenfrohen Ausstellungen auf 75 Quadratmetern ein Erlebnis für Kinder und Erwachsene, Kunstszene und kunstinteressierte Laien gleichermaßen. Das überraschungsreiche Programm dieses Off-Space ist daher längst eine feste Größe im Viertel und darüber hinaus. Für die einge­ladenen Künstler, die häufig ei­gens für die Ausstellungen Werke produzieren, bietet das skurrile Programm Inspiration und Herausforderung – für einige Stamm­gäste regelmäßig aufs neue.

Aktuell ist das »Museum« einer philosophischen Frage auf die Spur: Nimmt man das Sprichwort »Die Hoffnung stirbt zuletzt« wörtlich, bleiben vor der Hoffnungslosigkeit anscheinend noch einige andere Dinge auf der Strecke. Doch was genau stirbt vor der Hoffnung? Das Verschwinden der Kindheit, der Verlust des Gegenübers, Heimatlosigkeit – das schwierige Thema findet in der Gruppensusstellung (Peer Böhm, Kirsten van den Bogaard, Ulrik Hap­py Dannenberg, Cornelia Enax, Rocco + Giovanni Pellettieri, Sandra Zarth, Barbara Remus) ei­ne lichte und gefühlvolle Annä­herung. Besonders schön das schwebende Strickhaus von San­dra Zarth, das sich auf eine große Spule abzuwickeln scheint. Wenngleich die zarte Präsentation naht­los übergeht in den hauseigenen Shop mit poppigem Künstler­besteck der »Museum«-Chefin, so gelingt doch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der exis­tentiellen Fragestellung.
 
Eher untypisch, mit viel ­exotischem Gelb und der ersten Einzelausstellung im »Museum« geht es im Juli weiter: Fans des Kölner Bananen-Sprayers dürfen sich auf ein Get together in seiner Jubi­­­lä­um­s­ausstellung freuen. Der schein­bar nicht müde werdende Kunstmarkierer Thomas Baumgärtel feiert »25 Jahre Banane«.