Ausnahmsweise mal nicht gegen das, sondern mit dem Licht: Warpaint, Foto: Mia Kirby

Warpaint

Ein Geheimtipp sind Warpaint nicht mehr. Aber ein Tipp sind sie allemal. Die Gruppe gründete sich bereits 2004, vier Jahre später veröffentlichten sie ihre Debüt-LP »Excui­site Corps«, welche von dem ehemaligen Gitarristen der Red Hot Chili Peppers John Frusciante abgemischt wurde. Doch erst in der aktuellen Besetzung haben es Emi­ly Kokal (Gitarre & Gesang), The­resa Wayman (Gitarre & Gesang), Jenny Lee Lindberg (Bass, Gesang) und Stella Mozgawa (Schlag­zeug & Keyboard) auch außerhalb ihrer Heimat Los Ange­les geschafft, bekannt zu werden. Ihr im Herbst 2010 erschienener Long­player »The Fool« (Rough Trade) fuhr durchweg enthusiastische Kri­tiken ein, der Musikexpress kürte das Album zur Platte des Monats.

 

Tatsächlich: Ihr angenehm unaufgeregter und gleichzeitig tief berührender, ehrlich rüberkommen­der Sound begeistert. Dreistimmig singen sie von Gitarren begleitet ein melancholisches Potpourri aus Indie-Rock und Post-Punk, dem etwas Mysteriöses und Verschwom­menes anhaftet, als könnte man die Musik im Gegenlicht betrachten. Warpaint erscheinen auch als Band unscharf. Im Video zu ihrem Song »Undertow« sieht man die Vier halb verschwommen, eben: meist gegen das Licht aufgenommen.

 

Dieses fragile Bild der Band, durch Videos und Fotos vermittelt, wird erst dann zu etwas Quirligem und auch Rockigem, wenn man die Musikerinnen live auf der Bühne oder in Interviews erlebt. Das gängige Weiblichkeitskonzept, in dem Frauen entweder als sexy oder als Rock-Kumpeltyp vorkommen, greift hier nicht. Ihre verspielt weibliche Vintage-Mode passt hervorragend zu ihrer Musik. Man kauft ihnen ab, dass das, was sie transportieren, authen­tisch gemeint ist. Wenn sie am 28. Juni in der Kulturkirche spielen, kann man sich auf ein großartiges Konzert freuen. Gerade bei ihren Auftritten gelingt es Warpaint, ei­ne besondere Atmosphäre entstehen zu lassen, die Band und Zuschauer verbindet und ein Vibrieren in den Raum schleust.