Malen ist Gold
»Malen ist eine heimliche Angelegenheit«, sagt Gerhard Richter, womit er das Paradox von »Gerhard Richter – Painting« sehr schön zusammenfasst und zugleich eine Ahnung gibt von der Überredungskunst der Regisseurin Corinna Belz. Seit Jahren lehnt der in Köln lebende Maler Interview-Anfragen ab, und nun lässt er Belz und ihre Kameraleute gleich über mehrere Monate in sein Atelier. Gelegentlich glimmt ein deutlicher Unwille auf, etwa, als er sich beklagt, er würde anders gehen, wenn ihn jemand beobachte, oder wenn er sich wie in der Kindheit ertappt fühlt. Insgesamt wird aber schnell deutlich, warum er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hat: Im Atelier spricht die Arbeit für das Werk und der suchende Künstler kann dazu (meistens) schweigen.
Während der Dreharbeiten malt Richter an mehreren Serien abstrakter Bilder, wie sie vor drei Jahren im Museum Ludwig gezeigt wurden. Zunächst trägt er mit einem breiten Pinsel mehrere kräftige Farben auf und zieht dann den Rakel, einen bis zu zwei Meter langen »Spachtel«, über die Leinwand. Dadurch entstehen die charakteristischen Wischeffekte, die Richter jedes Mal mit kritischem Auge mustert, bevor er erneut zum Pinsel greift und die Prozedur von vorn beginnt. Im Vorfeld der Kölner Ausstellung sagte Richter dazu, dass er sich dem Zufall überlasse, um ihn gestalten zu können, wobei »gestalten« in diesem Fall nicht zuletzt heißt, irgendwann aufzuhören und das Bild für vollendet zu erklären. Nach den Kriterien eines fertigen Gemäldes gefragt, antwortete Richter damals entwaffnend unprätentiös: »Wenn es schön aussieht.« Im Grunde steht Richter beinahe naiv vor seinen abstrakten Werken: Gespannt darauf, was das Bild in ihm zum Klingen bringt. Und wenn es gut ist, dann braucht man auch keine Worte mehr.
Trotz einiger Wiederholungen und einer etwas unstrukturierten Inszenierung ist -Corinna Belz mit ihrem Atelierbesuch ein kleiner Coup gelungen. Beinahe in jeder Szene ist Richter die Freude am malerischen Handwerk anzusehen, und einmal fängt sie einen anrührenden Moment ein, als Gerhard Richter auf seine Flucht aus der DDR und die daraus folgende Trennung von den Eltern zu sprechen kommt. Im Übrigen legte Richter schon immer eine geradezu an Sepp Herberger erinnernde Gelassenheit an den Tag. Er traut sich, banale Wahrheiten der Malerei geradeheraus auszusprechen, und überlässt das Theoretisieren gerne anderen. Schon deswegen sieht und hört man ihm gerne zu.