»Ichundichundich« – Picasso im Fotoporträt
Man sieht ihn als Künstler, als politisch Engagierten, als Prophet, als Familienvater, als Kämpfer oder als Clown – stets mit Zigarette in der Hand, die Augen weit geöffnet. Seine Posen und Gesten haben sich in unser Gedächtnis eingebrannt, ganz besonders seine Augen. Diese dunklen, durchdringenden Knöpfe, die ihr Gegenüber selbstbewusst fixieren und scheinbar zu durchschauen vermögen.
Pablo Picasso war zeitlebens ein dankbares Motiv für zahlreiche Fotografen. Nicht selten wurden gelungene Aufnahmen des großen Malers zu einem Sprungbrett auf der Karriereleiter. Aber in welchem Verhältnis standen die Fotografen zu dem Maler? Huldigten sie dem großen Meister und ließen sich von seinen Selbstinszenierungen verführen? Oder waren sie es, die die Spielrichtung bestimmten und am Ende des Tages mit faszinierenden Bildern in ihre Redaktionen zurückkehrten?
Dieser Frage geht die von Kerstin Stremmel kuratierte Ausstellung »Ichundichundich – Picasso im Fotoporträt« nach. Neben großen Namen wie Richard Avedon, Brassaï, Irving Penn oder Robert Doisneau sind auch weniger renommierte Fotografen vertreten. Klassische Porträts von Avedon finden sich neben Celebrity-Fotos von Willy Rizzo, surrealistisch Kompositionen von Picassos Geliebter Dora Maar neben dem Resultat einer einmaligen Begegnungen mit Mme D’Ora oder den Dokumentationen Michel Simas’, dessen fotografische Karriere erst mit den Bildern von Picasso begann.
Es sind aber gar nicht unbedingt die vielen verschiedenen fotografischen Blickwinkel, die diese Ausstellung spannend machen – die setzt man voraus bei einer solchen Anzahl unterschiedlicher Autoren. Es sind gerade die Gemeinsamkeiten, die einen differenzierten Blick auf den extravaganten Künstler erlauben, und damit auch auf dessen Dominanz gegenüber anderen. Die steten Wiederholungen von Orten, Werken, Posen, Verkleidungen oder Situationen lassen am Ende die Vermutung zu, dass es in vielen Fällen wohl doch Picasso selbst war, der die Fotografen für die Umsetzung seiner Ideen eingespannt und mit ihnen seine ganz persönliche Scharade gespielt hat.