Drinnen sieht’s auch nicht besser aus: FH-Gebäude in Deutz<br>Foto: Manfred Wegener

Tauziehen um die FH

SPD und Grüne können sich nun doch vorstellen,

die Fachhochschule in Deutz zu belassen

Es ist das dritte Gutachten zur maroden Fachhochschule in Deutz, und so wie es aussieht, wird es nicht das letzte sein. Die nun vorgelegte Untersuchung des Büros RKW Architektur + Städtebau aus Düsseldorf rät von einer Sanierung bei laufendem Betrieb ab. Es sei von erheblichen Störungen des Lehrbetriebs auszugehen, die Bauzeit betrage zudem mindestens 15 Jahre, heißt es im Gutachten. In Auftrag gegeben hatte es der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), der Vermieter der Fachhochschule ist. Zu einem möglichen Umzug nach Bayenthal aber, wie ihn das FH-Präsidium favorisiert, trifft das Gutachten keine Aussage.

 

Als Gründe für eine Umsiedlung führt FH-Präsident Joachim Metzner an, dass sich die FH durch einen linksrheinischen Neubau besser mit anderen wissenschaftlichen Institutionen vernetzen könne. Ähnlich argumentiert der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Karl-Jürgen Klipper (CDU). Er wünscht sich einen »Wissenschaftsgürtel« von Bayenthal bis zur Universität; von Synergieeffekten und Stärkung des Bildungsstandorts ist die Rede.

 

Ins Gespräch kam der Umzug auf das Domgärten-Areal an der Alteburger Straße erstmals Ende 2008. Kurz bevor der städtebauliche Masterplan präsentiert wurde, war der Vorschlag noch rasch darin untergebracht worden. Initiator war der Bauunternehmer und IHK-Präsident Paul Bauwens-Adenauer.

 

Die FH zu verlagern, eine bedeutsame, mehr als hundert Jahre alte Institution für Deutz und Kalk – das hatte umgehend den Protest der Bewohner und Bezirkspolitiker entfacht. Schließ-lich sind die Stadtteile durch die Folgen des Strukturwandels der 80er Jahre arg gebeutelt. Doch während die Fraktionen im Stadtrat bisher überwiegend den »Wissenschaftsgürtel« des Masterplans und damit den Umzug zu befürworten schienen, kippt nun die Stimmung.

 

Die Grünen plädieren für einen Verbleib der Hochschule in Deutz, und auch die SPD sperrt sich nicht mehr dagegen. OB Jürgen Roters (SPD) hält eine Kombination aus Sanierung und Neubau für bedenkenswert. Die dafür in Deutz benötigten Flächen könnten auf angrenzenden Arealen bereitgestellt werden, die derzeit noch von der Feuerwehr und den Abfallwirtschaftsbetrieben genutzt werden. Laut OB ein Vorschlag, »der es wert ist, qualifiziert und weiterentwickelt zu werden«. Dafür sei jedoch eine »mehrstufige Qualifizierung der Ausbau- und Sanierungsplanung notwendig«. Das bedeutet: Ein weiteres Gutachten soll diese Variante prüfen und gegen die Vorteile eines Umzugs abwägen.

 

Initiativen in Kalk und Deutz fordern genau das schon seit drei Jahren. Jörg Detjen, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat, meint  nun, dass sich das Blatt zugunsten des Standorts Deutz wende. Doch auch für Detjen ist klar, dass die FH besser in Deutz und Kalk eingebunden werden müsse als bisher.

 

Tatsächlich ist die Einrichtung mit ihren Angestellten und Studenten im Viertel kaum verankert. Aber sie könnte in Zukunft  stärker dazu beitragen, Deutz und Kalk attraktiver zu machen. Mit Großprojekten, die allesamt keine Identifikation mit  dem Veedel stiften – wie das überdimensionierte Shopping Center in Kalk und demnächst die Messe City Deutz –, wirkt die Stadtentwicklung bisher reichlich phantasielos. Mit dem Projekt »Rechts­rheinische Perspektiven«, einer stadtentwicklungspolitischen Ideensammlung, hat Baudezernent Bernd Streitberger (CDU) die Entwicklung von Deutz, Kalk und Mülheim wieder in den Fokus gerückt. Klar, dass dabei der FH Deutz große Bedeutung zukommt.

 

Und so bröckelt die Front derer, die den Umzug nach Bay­enthal wollen. Neben den Protesten in Kalk und Deutz hat dazu auch beigetragen, dass das Geschäft mit dem dafür vorgesehenen Gelände in Bayenthal ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten ist. Denn das Domgärten-Areal wurde Ende 2008 im Auftrag des BLB von einer Firma des IHK-Präsidenten Bauwens-Ade­nauer erworben und mit erheblichem Gewinn wenig später an den BLB weiterverkauft (siehe StadtRevue 5/2011).

 

Jetzt regt sich auch im Kölner Süden Widerstand. Die Initiative NeuLand sagt: »Wir – das sind die Bürger von NRW und damit Miteigentümer dieses Stücks Land«. Sie fordert, dass die Bürger darüber entscheiden können, was auf dem Domgärten-Areal geschehen soll. Lieber als eine Ansiedlung der Fachhochschule wollen die Bürger unter anderem »preiswerten und sozialen Wohnraum«. Statt pompöser  Großprojekte will man anscheinend sowohl in Bayenthal als auch in Deutz Projekte, die die Viertel tatsächlich voranbringen.