Urbane Härte im Kölner Norden – Blick auf Chorweiler-Mitte<br>Foto: Manfred Wegener

Aktion Sorgenkind

Mehr Grün und mehr soziale Projekte haben zwar die Stimmung verbessert und das Umfeld verschönert. Strukturell hat das jedoch nichts bewirkt: Rund die Hälfte der Bewohner von Chorweiler-Mitte lebt von Sozialhilfe, mehr als achtzig Prozent der Menschen haben einen Migrationshintergrund. Der Stadtteil bleibt das Sorgenkind der Stadtentwickler.

 

Eine Ursache hierfür sehen Politiker wie der Kölner SPD-Chef Jochen Ott im katastrophalen Zustand der ohnehin unattraktiven Hochhäuser zwischen Willi-Suth-Allee, Athener Ring und Merianstraße. Einkommensstärkere Mieter hierhin zu locken, ist kaum möglich. Das Problem: Die Häuser gehören zu einem Großteil ­privaten Gesellschaften, die keinen Anreiz haben, in die maroden Gebäude zu investieren. Stadt und Staat zahlen pünktlich die Miete, egal, ob der Fahrstuhl funktioniert oder nicht. Die Bewohner selbst stellen kaum Ansprüche, und da in Köln günstiger Wohnraum knapp sind, ziehen sie auch nicht so schnell weg.

 

Im Herbst sollen nun weitere 1200 Wohnungen in Chorweiler zwangsversteigert werden. Die Stadt fürchtet, dass auch diese an einen internationalen Investor geraten könnten. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, wäre, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG den Block erwirbt oder sich zumindest an einem Eigentümer-Konsortium beteiligt.

 

Zugleich hat die Verwaltung Schritte eingeleitet, um Chorweiler-Mitte zum Sanierungsgebiet erklären und die Bebauungspläne ändern zu können. So könnte sie die Großwohnanlagen städtebaulich-architektonisch grundlegend umgestalten, wie es in der Beschlussvorlage für den Rat der Stadt heißt – und besäße mehr Rechte den Eigentümern gegenüber.

 

Auch Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge (Grüne) hofft auf gesprächsbereite neue Eigentümer: »Denn was immer hier geschieht, wenn etwa Häuser zurückgebaut werden sollen, muss die Bevölkerung dazu befragt werden«, fordert sie. Dass die Beteiligung der Bewohner für alle gewinnbringend sei, zeige etwa das Unternehmen Sahle Wohnen, das in der Florenzer Straße Gebäude unterhalte.