Muss das Kunstzentrum Wachsfabrik schließen?
In den drögen südlichen Ausläufern Kölns überrascht diese kreative Oase. Das Kunstzentrum in der ehemaligen Wachsfabrik in Sürth beherbergt Ateliers, Wohnungen, ein Café – und die Tanzstudios des Choreografennetzwerkes ›Barnes Crossing‹. Seit der Renovierung im vergangenen Jahr gab es dort schon viele öffentliche Auftritte. Aber damit könnte es bald vorbei sein.
Das Netzwerk hat einen Pachtvertrag mit der Stadt Köln, die wiederum mietet die Räume vom Besitzer des Gesamtgeländes und zahlt die Kaltmiete, das Land NRW die Nebenkosten. »Die Miete ist günstig, aber die Vermieter sind für keinerlei Instandhaltung zuständig«, sagt Netzwerk-Choreografin und Tänzerin Barbara Fuchs. 2012 enden die Verträge. Die Stadt verhandelt nur wegen einer einjährigen Verlängerung bis Juli 2013. Der Leiter des Kulturamts, Konrad Schmidt-Werthern, gibt die Nach-teile des Orts zu bedenken: »Insbesondere seine mittelfristige Sanierungsbedürftigkeit und seine Lage. Es muss das Ziel bleiben, Tanz stärker im Zentrum der Stadt anzubieten.« Man wolle zunächst die Alte Feuerwache und die Bühne der Kulturen »stärker für den Tanz qualifizieren«. Reicht das?
Die Wachsfabrik beherbergt zwei Studios, 100 bzw. 360 Quadratmeter groß, beide mit Schwingboden und Gasheizern. Dazu Büro, Stauraum für den Fundus, ein Gästezimmer. Eine notwendige Ausstattung für ein Produktionszentrum. Klein, aber das einzige für Tanz in ganz Köln! »Mit einer Tradition von 25 Jahren«, sagt Barnes-Mitglied Gerda König (DIN?A?13 Kompanie). »Es gibt keine Alternative«. Nur an einem solchen Ort könne man mit Bühnenbild und Technik arbeiten. Kolleginnen wie Silke Z. und Stephanie Thiersch weichen dafür nach Düsseldorf aus.
Die Jahresmiete für die insgesamt 1.000 Quadratmeter der Barnes-Fläche beträgt 47.000 Euro. In den von der Stadt für 56.000 Euro angemieteten zwei Tanzstudios an der Venloer Straße könne man ausschließlich recherchieren. Und das nur bis 18 Uhr.
Das Netzwerk, zu dem auch Ilona Pászthy, Suna Göncü und Sonia Franken gehören, öffnet sich zudem für andere Kölner Künstler, bietet etwa im August Residenzen für Jungchoreografen und ein Festival an. Es wäre verheerend, all das aufzugeben. Die öffentliche Hand und die Vermieter sollten sich auf eine weitreichende Vertragsverlängerung einigen. Einen gleich- oder höherwertigen Ersatz zu finden und auszustatten, wird Jahre dauern.