Wolves In The Throne Room
Es gibt unzählige Mythen, die Wolves In The Throne Room (WITTR) umflirren. Sie leben zusammen mit ihren Ehepartnern auf einer Farm und züchten Gemüse. Sie wohnen in einem einzigen Raum ohne Strom. Sie ernähren sich ausschließlich von Tieren, die sie selber auf der Jagd erlegen. Auf ihren Konzerten verabscheuen sie den Moshpit, Gewalt überhaupt. Stattdessen möchten sie, dass sich das Publikum auf den Boden legt und weint. Blitzlicht ist genauso verboten wie elektrisches Licht überhaupt. In den USA ziehen sie mit eigener Anlage durchs Land und spielen in verlassenen Scheunen, Abrisshäusern, weil sie die typische Eventkultur ablehnen. (Tatsächlich sind nur zwei Behauptung er-wiesenermaßen falsch. Und nein, das mit dem Weinen stimmt.)
WITTR, ein Brüderpaar mit ein paar Kumpels, arbeiten sich mu-sikalisch an einem Genre ab, das gerne auf Mythen setzt: Black Metal. Da denkt man an brennende Kirchen, an faschistoiden Irrsinn, an Mord und Todschlag. Man denkt an Corpse Paint, Kriegsbemalung, an wuchtige Stiefel, überhaupt an einen gewissen Dresscode.
WITTR allerdings sind Amerikaner und setzen sich von den norwegischen Bösewichtern sehr deutlich ab, neben den Äußerlichkeiten vor allem auch musikalisch. Ihr gerade erschienenes viertes Album »Celestial Lineage« verwebt Mönchsgesänge, Field-Recordings und Ambient-Noise zu einer dichten Textur. Die naturge-mäß kaum zu verstehenden Texte setzen sich mit Naturerscheinun-gen und esoterischer Philosophie auseinander. Die Gitarren türmen sich auf, verebben langsam, das Schlagzeug stürmt brachial in die lichten Passagen. Symphonisch ohne kitschig zu sein, eine Gratwanderung. Angeblich wird dies ihr letztes Album in dieser Ästhetik sein – dem Vernehmen nach standen sie bereits bei der Produktion kurz davor, alle Black Metal-Verweise über Bord zu werfen. Vielleicht ist ihnen das Genre einfach zu eng geworden. Mit Sicherheit aber ist dies das Konzert des Monats.