Die Kunst-Aktivisten
Ohne sie gäbe es kein Museum Ludwig und kein Wallraf-Richartz-Museum: Sammler und private Förderer sichern das Überleben von Künstlern und bereichern die öffentlichen Institutionen. Diese Tradition, getragen von Bildungsbürgertum und kunstfreundlichen Industriellen, ergänzen heute neue Formen der Unterstützung. Was tut sich derzeit in Sachen rheinisches Kunstengagement?
Noch recht jung unter den Kunstförderern ist der Kirschenpflücker e.V., ein 2009 gegründeter Kunstverein mit Sitz in Köln. Die rund hundert Mitglieder stellen sich mit Rat und Tat der Verantwortung gegenüber der ganz jungen Kunst im Rheinland. Als Mäzen versteht sich der Verein jedoch nicht: »Wir sind eher Kunst-Aktivisten«, meint Olaf Salié, Vorsitzender und Gründer des Vereins. »Als zum Beispiel Michail Pirgelis seine Abschlussarbeit in Düsseldorf bei Rosemarie Trockel machen wollte, war sein Plan, einen 14 Meter langen Boing-Flügel auszustellen. Der passte aber nicht durch die Flure der Akademie. Wir haben einen riesigen Kran-LKW besorgt, der das Flügelchen von Außen durch das Fenster in Schwindel erregender Höhe gehievt hat.«
Neben solch konkreten Hilfestellungen für Künstler – dank fachkundigem Vorstand auch in Fragen von Recht und Steuern – steht eine jährliche Gruppenausstellung im Mittelpunkt des Engagements. Hierzu laden die Kirschenpflücker in diesem Jahr wieder in die Temporary Gallery ein. 2010 war es die Chefin des Hauses, Caroline Nathusius, die die Schau junger Künstler, zumeist Akademieabsolventen, zu-sammenstellte, in diesem Jahr hat man Gertrud Peters vom Düsseldorfer KIT als Kuratorin gewinnen können. Thea Gvetadze, Pauline m’Barek oder Philip Seibel sind in ihrer Auswahl – Künstler, die auch in der zur Ausstellung vorgestellten neu-en Publikation der Kirschenpflücker vertreten sind: »Rising – Young Artists to keep an Eye on!« präsentiert selbstbewusst die Top 100 des Nachwuchses.
Die etwas exklusiveren Mitgliedsbeiträge bieten bei monatlichen Atelier-, Sammlungs- und Ausstellungsbesuchen viele Möglichkeiten für Entdeckungen. »Die Szene hier ist groß und funkelnd«, schwärmt Salié, »Sie muss leben und braucht Wahrnehmung – Geld übrigens auch«. In diesem Sinne bleibt zu wünschen, dass Köln künftig noch viele Kirschenpflücker bekommt.