Bühne entert Kino

Wer »globalisiert« sprengt Grenzen, dringt, diskret oder dreist, in fremde Gebiete ein. »New Territories« hat sich dieses Jahr das Tanz- und Theaterfestival »Globalize Cologne« auf die Fahnen geschrieben. Das Motto kann man wörtlich nehmen: Bühnenkunst entert Kino, den leer stehenden UFA-Filmpalast am Hohenzollerring samt Popcornmaschine, roten Samtsesseln und dem sogenannten »Séparé«. In den 30er Jahren vom Kölner Architekt Wilhelm Riphahn erbaut, einst das größte Kino Westdeutschlands – und seit anderthalb Jahren ein runtergerocktes Moderne-Palais an begehrtem Standort. Für einen Monat zieht die »Freihandelszone« dort ein. Das Netzwerk aus vier freien Gruppen veranstaltet das Festival, ein Kölner Tanz- oder Theaterteam lädt jeweils ein ausländisches Team ein und stellt dessen Produktion der eigenen gegenüber

 

Auftakt in diesem Jahr macht das Stück »Teach Us to Outgrow Our Madness« der isländischen Choreografin Erna Omarsdottir, ein Gast der Choreografin Stephanie Thiersch (19.11., 20.30 Uhr): Mystik und Rockmusik, langhaarige Frauen in Blümchenkleidern, die als Waldkobolde ei-ne seltsame Messe zu feiern scheinen. Stephanie Thiersch freut sich auf Omarsdottirs »total abgefahrene Ästhetik«, die sie so in Köln noch nicht gesehen habe.

Für die Kollisionen von Archaik und Avantgarde ist auch die Kunst aus dem asiatischen Raum bekannt – etwa von der Japanerin Yui Kawaguchi, die in Zusammenarbeit mit dem theater-51grad.com als androider Roboter schon die Demutsgesten ihrer Kultur ironisiert hat. Diesmal widmet sie sich der Begeisterung für Mangas und zeigt in ihrer Comic-Tanzperformance »Bubble Boxing« das durchaus omnipräsente Ringen um die größte Sprechblase (23., 24.11., 20.30 Uhr). 

Um Bruderliebe und -hass wird es in einer deutsch-amerikanischen Tanzproduktion gehen (29., 30.11.), Kota Yamazaki vertanzt die ewige Suche nach unse-ren Wurzeln (26., 27.11.): Künstler kommen aus Japan, den USA, der Schweiz, Belgien oder Frankreich. Konzerte, Lesungen und ein umfangreiches Filmprogramm sollen den Riphahn-Palast bis zum Mitte Dezember hinein wieder beleben – für eine territoriale Expansion der Kunst.