Omer Fast im Kölnischen Kunstverein
Wer immer noch daran zweifelt, dass sich die Geschichte erst als Tragödie ereignet und dann als Farce wiederholt, dem sei die aktuelle Ausstellung von Omer Fast ans Herz gelegt. Wird dieser Zweifel auch gehörig ausgetrieben, dürften an seine Stelle weiter reichende Zweifel treten.
Tragödie und Farce bezeichnen unterschiedliche Modi des Erzählens von Geschichten. Und darum geht es in den bestechend üppigen Filminstallationen des 1972 geborenen, heute in Berlin lebenden israelischen Künstlers. Bereits beim Versuch, einen konzisen Handlungsstrang wiederzugeben, scheint man in die Falle zu tappen. Die dreiteilige Arbeit »Nostalgia« (2009) erzählt von Migranten, die aus dem Niger nach Europa gekommen sind, wie auch von solchen, die aus dem mittlerweile völlig zerrütteten Alten Kontinent über ein Tunnelsystem nach Afrika flüchten. Souverän zitiert Fast geläufige Filmgenres und Medienformate und zelebriert genüsslich den Zerfall des Sinnzusammenhangs.
So auch in seiner neuesten Arbeit »5000 Feet is the Best« (2011). Aufhänger ist ein Interview mit einem traumatisierten Kampf-Piloten, der aus einer Kommandozentrale bei Las Vegas unbemannte Drohnen im afghanisch-pakistanischen Kriegsgebiet steuerte. In einer Endlosschlaufe entspannen sich verschachtelte, Detail versessene Vorgänge, denen jegliches Selbstverständliche oder Einleuchtende zunehmend entzogen wird. Alle kulturellen Referenzen, ob elitär oder populär, scheinen bloß aufgerufen, um in einem Wechselbad der Gefühle eine Lektion in der Ökonomie jeglicher Wahrheitsdiskurse zu erteilen.
Die Einsicht, dass das Medium die Botschaft sei, hat Fast längst hinter sich gelassen. Vielmehr erweisen sich seine artifiziellen Filmschlaufen als illegitime Kinder Brecht’scher Lehrstücke. Wie im epischen Theater stehen nicht Mitgefühl und Emotionen im Fokus, wohl aber die Möglichkeit, diese manipulativ zu erzeugen. Auf unterhaltsame Weise und unter Einsatz aller Verfremdungseffekte befördert Fast die medien- und gesellschaftskritische Erkenntnis. Alles ist demnach Verfremdung, denn nur wenn wir uns als fremd erfahren, verändern wir das Vertraute.