Søren Grammel legt vor

Während die Szene über Kasper Königs »letzte programmatische Ausstellung« debattiert, läuft sich am Museum Ludwig schon Nachfolger Philipp Kaiser warm. Auch an der zweiten renommierten Adresse für Gegenwartskunst – dem Kölnischen Kunstverein – hat die Zuklunft begonnen.

 

Søren Grammel, Jahrgang 1971, hat zu Jahresbeginn die Direktion übernommen. Unter 72 Bewerbern entschied man sich für den Kulturwissenschaftler und ausgebildeten Kurator, der zuletzt sechs Jahre den Grazer Kunstverein leitete. Erfahrung kann helfen. Grammel übernimmt ein Amt, das mit Ehre verbunden ist wie mit hohen Erwartungen. Es allen recht machen? Das scheidende Direktorinnen-Duo gewann mit seinem Programm zwei Preise, Kritik gab es dennoch.

 

Søren Grammel scheint dem gelassen zu begegnen. Kunstvereine seien Orte der Grundlagenforschung, sagt er im Gespräch mit der StadtRevue, von medienträchtigen PR-Aktionen und didaktischen Verrenkungen hält er wenig. »Wenn ein Kunstverein durch sein Programm zeigt, dass er das Fenster zu einer Lücke in der bestehenden Ordnung sein kann, kommen auch junge Leute, andere Leute, komische Leute – was gut ist.« Gute, überraschende Ausstellungen, das sei das »Kerngeschäft«, und Grammel hat vorgelegt. Das Programm 2012 steht, beginnend zur Art Cologne mit einer thematischen Ausstellung, die gut nach Köln passt. »A wavy line is drawn across the middle of the original plans« fragt nach dem Verhältnis zwischen gebauten Räumen und ihren Benutzern. Welche Norm impliziert Gestaltung? Sind wir, was die Umgebung uns vorgibt zu sein?

 

Auf der Suche nach dem emanzipierten Subjekt – das könnte auch der Link zur folgenden Soloschau sein: Bernd Krauß. Ein Künstler, der sich verschiedenster Materialien und sozialer Formen bedient und den Grammel extrem schätzt. Auch der dritte Akt, Janice Kerbel, ­Hilary Lloyd und Silke Otto-Knapp, ist eine Fortführung früherer Zusammenarbeit. Phantasielosigkeit indes lassen Grammels bisherige Projekte nicht erkennen. Wer »Provisorisches Yoga« (Graz 2009) betreibt, dürfte auch für Köln Überraschungen parat haben.