Gegen Schwellenängste
Klüngeln für den Ökobau
Schade: Wäre der Ausdruck »Klüngeln« – gerade im Zusammenhang mit dem Baugewerbe – zuletzt nicht in derart schlechtes Licht geraten – hier würde er gut passen. Im Verband Ökobau Rheinland versuchen die Mitgliedsbetriebe im Grunde genau das zu tun: Gemeinsam Kunden aquirieren, sich gegenseitig weiterempfehlen, sich wechselseitig Tipps und Neuigkeiten stecken – klüngeln, um sich als alternative Unternehmen auf dem harten Markt des Baugewerbes eine ökologische Nische zu sichern.
Der Verband, ein Spin-off der Interessengemeinschaft Netz e.V. für selbstverwaltete Betriebe, sammelt viele kleine bis mittelgroße ökologisch arbeitende Unternehmen der Baubranche ein: Baubiologische Architekten sind dabei, Ingenieure, Solartechniker, Möbelbauer, Gartengestalter und viele mehr. Im Frühjahr gegründet, verzeichnet Ökobau Rheinland ein rapides Wachstum auf nunmehr 36 Mitglieder. Die hatten und haben zum Teil heute noch das Problem, dass viele potenzielle Kunden gar nicht erst den Gedanken des ökologischen Bauens in ihre Planungen einbeziehen. Denn das alte Vorurteil steckt noch in vielen Köpfen: Ökologisches Bauen ist zwar schön und lobenswert, aber im Vergleich zu herkömmlicher Bautechnik doch viel zu teuer.
Alte Vorurteile abbauen
»Dabei stimmt das gar nicht«, sagt Raimund Kron. Der 46-jährige Finanzexperte war bei Ökobau Rheinland bis vor kurzem ehrenamtlich Mediensprecher, jetzt ist er genauso ehrenamtlich Schatzmeister. »Wer mit ökologischen Baustoffen und energiesparenden Techniken baut, zahlt genauso viel wie jemand, der diese Qualität mit herkömmlichen Materialien und Techniken erreichen will.« Sagt Kron. Die, die als Bauherrn schon mal Preise verglichen haben, mögen einen anderen Eindruck zurückbehalten haben.
Der Traum von der Solarsiedlung
Die Verbandsmitglieder zahlen jährlich mindestens 150 Euro Beitrag. So viel kosten Öffentlichkeitsarbeit und Ausrichtung regelmäßiger Veranstaltungen. Denn Herzstück der Organisation sind allmonatliche Fachvorträge, die im Bistro Vogelsgrund am Kölner Südbahnhof stattfinden. Hier treffen sich zu Themen wie »Qualitätssicherung für Niedrigenergiehäuser« oder »Das Naturfenster« Verbandsmitglieder und Interessierte, hören den Vortrag und anschließend wird »geklüngelt«. Doch dabei soll es nicht bleiben. Mittelfristiges Ziel des Verbandes ist, ein eigenes Projekt zu verwirklichen, das einer Visitenkarte ähnlich als Referenzbau stehen kann. »Wir würden gern eine Solarsiedlung planen und anschließend auch bauen«, sagt Raimund Kron. Allein – es fehlt noch am passenden Auftrag. Sie klüngeln halt noch nicht so lange.
Infos
www.oekobau-rheinland.de.
Die nächsten Vortragsthemen im Bistro Vogelgrund, Otto-Fischer-Str. 6, jeweils 19.30 Uhr:
Do. 5.9.: »Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen« (Kompetenzzentrum Münster); Do., 10.10.: »Solares Bauen«; Do. 14.11.: »Zukunftsweisendes Bauen mit Hanf und Lehm«; Do. 5.12.: »Die neue Energieeinsparverordnung«.