Ein Traum in Beige: die Zentralmoschee an der Venloer Straße, Foto: Manfred Wegener

Betonköpfe weichgeklopft

Die Moschee in Ehrenfeld wird weitergebaut.

Ditib und Architekt Böhm haben sich versöhnt — ­vorläufig jedenfalls

Der Baustopp ist vom Tisch. Nach monatelangem Streit haben sich die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) und der Architekt Paul Böhm wieder ­versöhnt. Zumindest einstweilig. Damit stehen die Chancen gut, dass die Zentralmoschee an der Venloer Straße im Sommer eingeweiht werden kann. Es sei »die freie Willensentscheidung beider, es mitein­ander zu versuchen«, jubilierte Altoberbürgermeister Fritz Schramma, der zwischen den Konfliktparteien vermittelt hatte.

 

Die Ditib hatte Böhm Ende Oktober vergangenen Jahres überraschend fristlos gekündigt. Gravierende Baumängel, ausufernde ­Kosten, die Nichteinhaltung von Termin­vorgaben sowie die Uneinsichtigkeit des Architekten hätten dazu gezwungen, »die Notbremse zu ziehen«, erklärte die Ditib seinerzeit. Böhm vermutete hingegen, Opfer eines politischen Ränkespiels geworden zu sein und sprach von »völlig anderen Vorstellungen — nicht nur ästhetisch, sondern auch politisch und ideologisch«.

 

Aus­geräumt ist der Konflikt nicht

 

Der alte Vertrag bleibt wechselseitig ge­kündigt. Auch erhält Böhm nicht die Bauleitung zurück. Die von Ditib auf der Grundlage eines höchst fragwürdigen Gutachtens beanstandeten Baumängel sollen nun in einem »selbstständigen Beweis­verfahren« von einem neu­tralen Gutachter gerichtlich geklärt werden.

 

Durchgesetzt hat sich Böhm offensichtlich in einer zentralen ästhetischen Streitfrage:  Die Moschee wird nicht weiß verputzt, sondern behält ihren hellen sandfarbenen Ton. »Die Oberfläche der Baufassade wird nicht grundsätzlich infrage gestellt«, sagte der Kirchen­baumeister.

 

Anders als ur­sprünglich vereinbart, soll Böhm nun außerdem in die Ausgestaltung des Gebetsraums einbezogen werden. »Das ist ein Projekt von Böhm, und das soll es auch bleiben«, betonte Ditib-Chef Ali Dere. Der war zwar sehr um Deeskalation bemüht, Fehler im Umgang mit Böhm wollte der Botschaftsrat der Türkei für religiöse Angelegen­heiten allerdings auch auf Nachfrage nicht eingestehen.

 

Flukturation im Ditib-Vorstand

 

Intern gibt es nicht wenige in der Ditib, die den Konfrontationskurs äußerst kritisch sahen. Dazu gehörte auch die AKP-Regierung in der Türkei, an die der Verband über die staatliche Religionsbehörde Diyanet angebunden ist. Das soll einer der Gründe sein, warum die Verständigung einhergeht mit einem Personalwechsel im Ditib-Vorstand.

 

Auf der Ditib-Vollversammlung Ende Februar in Hürth verloren der stellvertretende Vor­sitzende Orhan Bilen und vier weite­re Funktionäre ihre Posten. Neu gewählt wurden stattdessen mit Kaz?m Türkmen und Suat Okuyan unter anderem zwei Theo­logen, die eng mit der türkischen Regierung verbunden sind. Außerdem zog mit der Kölner Diplom-Psychologin Emine Seçmez auch eine Frau in den bis dahin ausschließlich aus Männern bestehenden Vorstand ein.