Wie damals Elvis

Wolke veröffentliche ihre letzte CD (machen aber erst recht weiter!)

Noch nie lagen Wolke mit ihrem federleichten Bandnamen, pünktlich zu Album Nummer vier, so sehr im Trend. Die Wolke – neudeutsch: Cloud – ist schlichtweg überall: über uns, um uns, in uns. Bilder legen wir hinein und Dokumente, unsere ganze Existenz in diversen Dateiformaten, und nicht zuletzt Musik, von Natur aus die flüchtigste unter den zu Kunst geronnenen Erinnerungen. Und was sagt Benedikt Filleböck, Wolkes Mann an den Tasten, folgerichtig? »Das wird unsere letzte CD sein.«

 

CDs und Tonträger im Allgemeinen eignen sich ihres materiellen Wesens wegen nicht für die Wolke. Ein Umstand, an dem die Plattenfirmen trotz steigender Akzeptanz digitaler Vertriebskanäle noch immer zu knapsen haben. Denn was sollen sie verkaufen, wenn dem Ton der Träger fehlt?

 

Hinzu kommt eine zunehmende Entfremdung von ihren Lieferanten, den Musikern. »Die Tonträger-Industrie ist die lahmste der Welt«, sagt Bene, und Sänger Oliver Minck rechnet vor: »Die Songs sind seit Monaten fertig, aber wir müssen sie jetzt als neu verkaufen.« Warum einen Song also künftig nicht einfach in die Wolke laden, sobald er fertig ist?

 

Moderne Pop-Phänomene scheren sich nicht mehr ums Albumformat. Soko, Lana del Ray, Gotye zuletzt – ein einziger Hit machte sie via Youtube, Facebook und iTunes zu globalen Stars. »Das ist wie in die 50er Jahren, als es nur Singles gab«, sagt Bene. »Oder kann sich irgendwer an ein großes Album von Elvis Presley erinnern?«

 

Damals wie heute verdienen die Künstler ihr Geld auf der Bühne. »Dass man von Plattenverkäufen reich wird, das kennen wir gar nicht mehr«, sagt Oli, und erwartet es auch diesmal nicht. »Wie wir Musik machen, hat sich kaum geändert, und deshalb wird auch die Wahrnehmung von Wolke im Wesentlichen die selbe sein.«

 

Das neue Album ist stilistisch nahe am ersten (»Sušenky«, 2005), die Instrumentierung reduzierter, kein Schielen mehr auf die Tanzböden der Republik. »Aber«, findet Oli, »das klangliche Niveau ist schon besser als damals, insgesamt runder, ausgefeilter.« Ausflüge in den Synthiepop während der Aufnahmen führten in die Irre, der Fokus liegt auf den beiden entscheidenden Qualitäten der Band: Benes Klavierspiel und Olis Gesang.

 

»Es ist gut, dass wir einen so klar definierten Stil haben, den hätten andere Bands gern«, sagt Bene. Live werden sie schlicht als Duo mit Gesang und Piano auftreten. »Für immer« ist unter diesen Vorgaben ein geradezu kontemplatives Werk geworden. Chartserfolge wird es kaum erzielen, dafür ist es viel zu leise. Aber eben das macht Wolken aus.