Zeit zum Austoben

Noch ein Festival in Köln. Es nennt sich freiwillig »verrückt« und will auch auf seine Weise die Freiheit, das kreative Verrücken unterstützen. Was bei anderen Festivals, den Rosinenpickern, eben oft nicht der Fall ist.

 

»MAD«, nun zum zweiten Mal organisiert von Barnes Crossing im Kulturzentrum in der Wachsfabrik, heißt ausgeschrieben: Movement & Art Development. Bewegungs- und Kunstentwicklung. Hier sollen sich vor allem die Jüngeren austoben.

 

Viel Zeit haben sie nicht: Sieben Tage lang werden ihnen Räume gegeben, auch dramaturgische Beratung und was sie sonst noch an Unterstützung fürs Freischwimmen in der Off-Szene brauchen. Sie kommen mit Ideen oder mit fertigen Stücken, die sie bearbeiten. Am Ende präsentieren sie der Öffentlichkeit ein Ergebnis, oft nicht länger als zehn bis fünfzehn Minuten.

 

Initiative oder Festival?

 

Muss man so eine löbliche Initiative nun gleich Festival nennen? Für die Beteiligten ist es sicherlich eine kostbare und intensive Zeit und fürs Publikum gibt es an zwei Abenden Vielfältiges zu sehen. Geleitet von Barbara Fuchs und Sonia Franken, richtet sich »MAD« nicht nur an Choreografen, sondern auch an Zirkus- und Theaterkünstler. Eben alles, was sich bewegt.

 

Aus den diesjährigen Bewerbungen haben die beiden Kölnerinnen einen viel versprechenden Mix ausgewählt: Teresa Lucia Rosenkrantz kommt mit der Abschlussarbeit der Performance Studies in Hamburg, der One-Woman-Identitäten-Show »IdA HAPPINÄS«. Die großartige Tänzerin Friederike Plafki irritiert das Zuschauerauge in ihrem auf Basis einer Wilhelm-Hauff-Novelle entwickelten »Ex­tra­stück mit Affe«.

 

»Mit Zucker und Zyankali« über eine wechselhafte Jungsfreundschaft von Oli­ver Möller und Max Pothmann war in Köln im vorigen Herbst schon einmal zu sehen und kriegt jetzt neuen Schliff; »Halbe Sachen!« von Sylvana Seddig feiert das Unfertige; und das Gegenteil wollen Ursula Nill und Marcus Bomski in »Relationen« beweisen: Die Absolven­ten der Kölner Hochschule für Musik und Tanz geben das perfekte Paar. Verrückt genug.