Kafka mit Happy-End
Die Aufregung ebbt einfach nicht ab. Letzten Monat brach ein Sturm der Entrüstung über die Stadtverwaltung herein. Bauaufsicht und Feuerwehr hatten das Kulturzentrum Odonien an der Hornstraße wegen Lärm und fehlender Notausgänge geschlossen (siehe StadtRevue 07/12). Nun der nächste Schock für Ehrenfeld: Die Kahnstation im Blücherpark sollte nur noch bis 22 Uhr öffnen.
Seit 1996 betreibt Petra Kortenhorn dort einen Kiosk samt Küche, die den Biergarten am Weiher versorgt. Zwei Jahre später startete das Kulturprogramm: Im Sommer Partys mit lateinamerikanischer oder afrikanischer Musik, hin und wieder auch Konzerte oder Filme.
Kafkaesker »Gang durch die Institutionen«
Doch nun, nach 14 Jahren, bekam Kortenhorn vom Bauaufsichtsamt mitgeteilt, die Partys seien zu laut. Um 22 Uhr müsste Schluss sein. Kortenhorn war irritiert. Schließlich hatte das Ordnungsamt vor zwei Jahren Schallmessungen vorgenommen, weil jemand, der mehrere hundert Meter entfernt wohnt, sich beschwerte. Allerdings hatte das Ordnungsamt keine Lärmbelästigung festgestellt. Alles in Ordnung.
Dennoch hatte das Grünflächenamt als Vermieter damals geraten, eine Nutzungsänderung zu beantragen. Die Stadt hatte nämlich bemerkt, dass der Biergarten als »Trinkhalle mit Ausschank« und nicht als »Biergarten mit Musikbeschallung« galt. Dafür reichte Kortenhorn eine unabhängiges Gutachten ein, das den Schallschutz bestätigt.
Nun — mehr als anderthalb Jahre später — ist die Nutzungsänderung von der Stadt zwar genehmigt worden, jedoch eben mit der Auflage des Bauaufsichtsamtes, dass Musik nur bis 22 Uhr abgespielt werden dürfe. Und das, obwohl im Blücherpark Tag und Nacht die angrenzende Bundesautobahn 57 zu hören ist. »Völlig kafkaesk«, findet Kortenhorn ihren »Gang durch die Institutionen« und fragt sich: »Warum können die sich nicht zusammensetzen und dann vor Ort entscheiden?«
Immerhin: Lösung für dieses Jahr
Nachdem Ehrenfelder Lokalpolitiker interveniert haben, zeichnet sich nun aber eine Lösung ab — zumindest für dieses Jahr. Im Gegensatz zu Odonien ging das ohne Demos und Online-Petition: Die Partys können nun als Sonderveranstaltungen genehmigt werden, für die Kortenhorn jeweils einen Antrag stellen muss. Dann aber dürfen die DJ-Sets bis in die Nacht laufen, an den anderen Tagen muss die Musik aber tatsächlich ab 22 Uhr leiser werden. Für die Betreiberin ist das eine gute Lösung, schließlich ist die Musik nur für die Tanzpartys wichtig.
Kortenhorn sagt, es sei noch mal glimpflich ausgegangen. Wenn es diesen Sommer keine Open-Air-Partys mehr am Weiher gibt, liegt es also nicht an der Stadtverwaltung, sondern am verregneten Sommer. Dafür kann die Stadt ausnahmsweise wirklich nichts.