Hamlet, Amy und die Klitschkos
Port in Air, hoch gelobt und mit Preisen dekoriert zurück vom Studenten-Theaterfestival in Sheffield, spielt »Hamlet«. Nachdem die englischsprachige Theatergruppe mit »TwelfthNight« und »Shakespeare on edge« schon gezeigt hat, dass sie mit dem Elisabethaner-Material- umzugehen weiß, folgt nun der immer aktuelle Tragödienklassiker. Der aber wird in dieser Fassung wohl ohne gedankenschweres Pathos auskommen müssen.
Die beschleunigte, meist streng durchchoreografierte Spielweise des Ensembles lässt das nicht zu. Vielmehr setzt Regisseur Richard Aczel auf die Spannung von Tragik und Komik, die durch Hamlets Verstellung, sein Spiel und Schauspiel entsteht. Es ist ein Spiel auf Leben und Tod: Hamlet erhält vom Geist seines Vaters den Auftrag, dessen Ermordung zu rächen und reagiert darauf, indem er »verrückt spielt«. Er gibt sich als wahnsinnig aus, um auf diesem Weg die Schuldigen bloß stellen zu können.
Port in Air greift diesen selbstreflexivenAspekt des Stücks bereitwillig auf, die Rollen werden getauscht und die Inszenierung will nicht zuletzt ein Spiel mit der Theatralität des Theaters sein: Hamlet wird nicht nur von mehreren Darstellern, sondern auch von den Figuren selbst gespielt.
Auch darüber hinaus dürfte die Inszenierung einige Überraschungen bieten. Ophelia etwa, die bei Shakespeare den romantisch verklärten Tod einer schönen Frau stirbt, darf zuvor noch Mutter -werden. Außerdem tauchen nicht nur alle wichtigen Figuren des Stücks, sondern auch einige des öffentlichen Lebens der Gegenwart auf. So haben die Klitschko-Brüder ihre Spuren hinterlassen, und Amy Winehouse erscheint a
us dem Jenseits. Keine Beweih-räucherung des Klassikers also, sondern Spiel und Aktualisierung -stehen an. »The trashiness will,
I hope, hurt«, so Aczel.