Die Kraft zum Widerstand
Im Mai 2013 läuft der Vertrag von Georg Quander aus. Der Kulturdezernent ist dann acht Jahre im Amt und könnte noch mal für viereinhalb Jahre bis zur Pensionsgrenze verlängern. Doch Stand Mitte November schieben sich die Parteien den Schwarzen Peter gegenseitig zu: Wer gibt dem Mann den Laufpass, wer spricht sich für seine Verlängerung aus? Angeblich hat die CDU das Vorschlagsrecht, doch dort wittert man in der Zuweisung eher eine Falle von Rot-Grün: Wer zuerst zuckt, hat verloren. Im Dezember fällt die Entscheidung im Rat. Klar ist nur: Sollte Quander nicht verlängert werden, machen sich die vier Parteien SPD, CDU, Grüne und FDP gemeinsam auf die Suche.
Innerhalb der Parteien sind die Meinungen zu Georg Quander allerdings geteilt. Engagierte Fürsprecher und heftige Widersacher halten sich die Waage. Gar nicht einmal, weil Quander schlechte Arbeit geleistet hätte. Jeder weiß, dass die Steigerung des Kulturetats und zusätzliches Geld für die Freie Szene seine Verdienste sind. Außerdem bewies er eine glückliche Hand bei der Auswahl von Leitungspersonal wie Karin Beier, Philipp Kaiser, Marcus Dekiert, Stefan Bachmann oder Uwe Eric Laufenberg. Den Konflikt mit dem früheren Opernchef hat er allerdings nicht gut gemanagt, auch beim MAKK lief vieles allzu lange schief, die Änderung der Rechtsform und der Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums zog sich in die Länge, ganz zu schweigen vom Festhalten an Sven Schütte, dem Chef der Archäologischen Zone, oder der früheren Denkmalschützerin Renate Kaymer. Die Bilanz ist durchwachsen, die Tendenz aber positiv.
Was die Politik allerdings nervt, ist die Verweigerung Quanders, sich vereinnahmen zu lassen. Die CDU hatte ihn einst für den Posten vorgeschlagen. Doch Quander erwies sich weder als besonders dankbar, noch knüpfte er engeren Kontakt zur Partei. Das zeigte sich besonders deutlich bei der Opern-Krise um Laufenberg. Der Kulturdezernent hält bis heute eine verblüffende Äquidistanz zu allen Parteien — eine schlichte Unverschämtheit in Köln und mitunter auch schwierig, wenn er in der Politik Verbündete für seine Vorhaben sucht.
Das hat zur Folge, dass derzeit in der Politik regelrechte Horrorszenarien diskutiert werden. Eines geht so: Die beiden neu zu besetzenden Leitungspositionen des Kulturdezernenten und des Kulturamtleiters sollen zur Basis einer Umstrukturierung des Amtes gemacht werden, um dann das Dezernat im Spar-Taumel unter Kuratel stellen zu können. In der jetzigen Lage, in der nahezu alle Dezernate sich gegen Einspar-Diktate zur Wehr zu setzen versuchen, wäre das eine Katastrophe. Gerade jetzt braucht Köln einen Kulturdezernenten, der sich nicht instrumentalisieren lässt und sein Dezernat nicht nach Parteiräson führt, sondern der die Kraft zum Widerstand hat: Georg Quander kann das, er hat es bewiesen.