Aachen als Vorbild
In Kalk ist Geld zu vergeben. Im Rahmen der Aktion »Kalk für alle« sollen die Bewohner des Stadtteils darüber entscheiden, wie die vom Filmemacher Rami Hamze gesammelten 10.000 Euro für den Stadtteil eingesetzt werden. Auch Anna war bei einigen der Gruppentreffen dabei — und musste nicht selten schmunzeln: »Da gab es Ideen wie einen offenen Raum für Veranstaltungen, einen Umsonst-Laden, oder ein Kino. Ich habe dann immer gesagt: Das gibt es doch schon alles in Kalk, im Autonomen Zentrum.«
Die Anekdote ist Wasser auf die Mühlen der AZ-Betreiber. Denn es geht ihnen nicht nur um einen Ort für linke Politik in Köln, sondern auch um Stadtteilarbeit. »Das ist keine kommerzielle Kulturveranstaltung, wir wollen nicht nach Ehrenfeld. Wir wollen in Kalk bleiben«, sagt Nina.
Wie lange sie das noch dürfen, ist unklar. Nach einer Entscheidung der EU muss die Sparkasse Köln-Bonn das KHD-Gelände an die Stadt Köln verkaufen. Bevor der Kauf über die Bühne geht, muss die Sparkasse den im April vergangenen Jahres geschlossenen Nutzungsvertrag mit den Besetzern kündigen. »Die Signale häufen sich, dass das noch in diesem Jahr passiert«, erklärt Ralf.
Nun gibt es mehrere Szenarien: Man einigt sich mit der Rot-Grünen-Fraktion auf einen Anschlussvertrag. Das erscheint eher unwahrscheinlich, denn Stadt und Bezirksvertretung haben sich bereits im vergangenen Jahr geeinigt, dass die Kantine einem Grünstreifen und der Erweiterung der benachbarten Kaiserin-Theophanu-Schule zum Opfer fallen soll.
Die Hoffnungen der Betreiber ruhen vornehmlich auf der zweiten Möglichkeit: einem Ersatzobjekt, auf dass sich Betreiber und Stadt einigen können. Um die Gespräche voranzutreiben, lädt man für den 6. Dezember zu einem Runden Tisch mit Ratspolitkern von CDU, SPD, Grünen und der Linken sowie Akteuren aus Kalk. »Wenn das alles zu nichts führt, müssen wir doch wieder zurück in den Besetzungsstatus«, so Ralf.
Auf dieses dritte Szenario haben sie keine Lust in Kalk – schon gar nicht auf ein erneutes Räumungsszenario: »Das wollen wir nicht, das wollen die Anwohner nicht«, sagt Ralf. Auch Jörg Detjen von der Linken mahnt die rot-grüne Regierung: »Die Geschichte des Autonomen Zentrums hat gezeigt, dass der kommunikative Weg möglich und sinnvoller ist.«
Wie es gehen kann, zeigt das Beispiel Aachen. Dort wurde Ende Oktober ein Vertrag zwischen den Betreibern des dortigen Autonomen Zentrums, dem Investor und der schwarz-grünen Regierung geschlossen. Das AZ ist nun Untermieter der Stadt und darf die Räume für mindestens zehn Jahre kostenfrei nutzen. »Wenn man will, dann geht es auch«, kommentiert Tom.