Who the fuck is Werner Schlaffhorst?

Das Schauspiel Köln ehrt ein Universalgenie, aber dazu musste Clemens Sienknecht den Mann erst einmal erfinden

Werner Schlaffhorst ist tot. So mausetot wie jener Karl Ranseier, auf den in der Comedy-Reihe »Samstag Nacht« in den Neunzigern wöchentlich ein Nachruf gehalten wurde. Auch der Antiheld, dem Regisseur und Schauspieler Clemens Sienknecht in seiner »Gedenkveranstaltung« huldigt, war ein genialer Erfinder unzähliger praktischer bis rätselhafter Dinge. Beim Patentamt war allerdings jemand anders immer schneller. Schlaffhorst kam meist zu spät, ging dann allerdings zu früh von uns – so steht es auf seinem Grabstein. Ein Fußball-Wunder war der Westfale auch. Doch nach seinem 3:2-»Toor Toor Toor« , hing er 1954 den Job an den Nagel. Von da an reiste Werner viel, forschte, schrieb und musizierte vor allem.

 

Das Schlaffhorst‘sche Faible für Musikalisches ist das Markenzeichen seines geistigen Vaters Sienknecht, der schon in den Dauerbrennern »Radio Ro« und »Die Söhne des Äthers« absurdes Liedgut zu Gehör brachte. Daran knüpft der Theatermann nahtlos an, wenn er Werners größte Kompositionen auf den Plattenteller legt, die Popgeschichte geschrieben haben. Oder Tribute-Stücke anspielt, die Weltstars dem genialen Schöpfer des »Schlaffochords-Örgelchen oder »Schlaffophons«, das in »Good Vibrations« jault, widmeten.

 

Das gibt dem Ensemble ausgiebig Gelegenheit, auf einer vollgestopften, irgendwo zwischen Second-Hand-Möbellager und Museum angelegten Bühne, herrlich beknackte Gesangsmedleys und Tanzeinlagen darzubieten. Holger Bülow, Yorck Dippe, Jennifer Frank, Michael Wittenborn und Sienknecht selbst, alle hergerichtet in brauner Büro-Piefigkeit und mit Kassenbrille, spielen die bierernsten Chronisten und verhuschten Devotionalienverwalter grandios steif und überzeugen auf den Instrumenten ebenso wie in körperlicher Komik und Slapstick.

 

Der Humor, der sich durch das theatrale Requiem zieht, ist ebenso trocken wie der Staub, der auf all den Beweisstücken für die Existenz des verkannten Genies liegen muss. Die Numerologie und das Aufzählen gehörten zu den Leidenschaften des Werner Schlaffhorst; ein bisschen zu additiv geraten am Ende die Einzelszenen. Dass die Luft raus ist, die Stimmung nach dem Gaga-Auftakt in Tristesse kippt, liegt aber auch an der leichten Wehmut, die man dann verblüfft verspürt. Wehmut darüber, diese fiktive Persönlichkeit nie leibhaftig erlebt zu haben.