Es leben die Pixyfotos
Seit einer Weile erweitern die Kölner Performer Tim Behren und Florian Patschovsky auf erfreuliche Weise den herkömmlichen Tanzbegriff. Beide sind Artisten, die auch tanzen. Sie stehen einander auf den Schultern, Köpfen und Händen, finden in unmöglichen Lagen perfekte Balancen und auf scheinbar leichten Wegen wieder zurück.
Seit ihrem Studium an der Brüsseler Zirkusschule "ESAC" kombiniert das preisgekrönte Duo unter dem Label "Overhead Project" ihr Spezialkönnen mit zeitgenössischem Tanz und poetisch-theatralen Szenerien. Der Oberbegriff für diese neue Körper- und Bewegungssprache: "Nouveau Cirque". Für jede Produktion suchen sich Behren und Patschovsky neue Regisseure und Choreographen, wodurch sich ihre hochphysische Spielart ständig verändert. Mit dem Fünferkollektiv HeadFeedHands legen sie einen produktiven Spagat zwischen Freiburg, München und Köln hin und touren - bislang an den heimischen Gefilden vorbei.
Doch jetzt kommt die Kompanie nach Köln. Für die Regie von "Alle 4 Minuten" haben HeadFeedHands zwei Australier aus Freiburg engagiert: Gavin Webber und Kate Harmann, die vor Jahren schon im Ensemble des belgischen Choreografen Wim Vandekeybus ihren Sinn für eine raue Ästhetik mit einem ordentlichen Schuss schwarzem Humor bewiesen.
Kern des Geschehens ist ein Fotoautomat mitten in einer Bahnhofshalle, der alle vier Minuten ein Bild schießt. Zu sehen sind aber nicht die Gesichter, sondern das nach außen gestülpte, ungeschützte Innere, aus denen die Performer eine neue Realität kreieren. "Es entsteht eine Art Halböffentlichkeit, wenn man in so einer Kabine sitzt", erklärt Tim Behren. "Man ist zwar bei sich, aber zur Hälfte auch von außen erkennbar." Im vier-Minuten-Takt quellen Wünsche, Tagträume oder Ängste der Porträtierten auf die Bühne und drängen sich wie ein Bilderreigen an, über und in die anderen Wartenden. Dabei geht es alles andere als sanft zu. Wehe dem, der den Ausstieg nicht rechtzeitig findet.