Kündigung, die nächste

Die Sparkasse hat dem AZ gekündigt — pünktlich zum dritten Jahrestag der Besetzung

 

Eigentlich hätten sie es sich denken können: Wenn der Geburtstag ansteht, wird das zumeist begleitet von Unannehmlichkeiten. Das war vor zwei Jahren so, als das Autonome Zentrum kurz vor dem -ersten Jahrestag der Besetzung geräumt werden sollte. Und das ist auch in diesem Jahr so, anlässlich des dritten Geburtstags am 15. April: Mitten hinein in die Vorbereitungen der Feierlichkeiten kündigte die Sparkasse Köln-Bonn Mitte März den Nutzungsvertrag mit dem Autonomen Zentrum zum 30. Juni.

 

Überraschend kam die Kündigung nicht wirklich. Dieser Schritt war bereits seit längerem von den Aktivisten erwartet worden: Nach einer Entscheidung der EU muss die Sparkasse Köln-Bonn das KHD-Gelände an die Stadt Köln verkaufen, auf Wunsch der Stadt zudem den 2011 geschlossenen Nutzungsvertrag mit den Besetzern kündigen. Die Stadt kaufte das Gelände Ende 2012 — und verfolgt eigene Pläne mit der ehemaligen KHD-Kantine an der Wiersbergstraße in Kalk. Das Gebäude soll abgerissen werden, auf der entstehenden Freifläche sollen während des Ausbaus der benachbarten Kaiserin-Theophanu-Schule Pavillons für bis zu acht Schulklassen aufgestellt werden. Der Ausbau soll dem Vernehmen nach 2014 beginnen. Nach Beendigung soll das KHD-Gelände Teil eines Grünstreifens werden.

 

Für die AZ-Betreiber sind das nur vorgeschobene Argumente. Die Entscheidung sei vielmehr eine politische. Das sieht auch Jörg Frank so, Fraktionsvorsitzender der Kölner Grünen. »Es geht um die Frage: Wie viel Freiraum braucht eine Stadt? Das AZ ist Teil einer Kultur, die zu einer Metropole wie Köln gehört.« Der Koalitionspartner SPD sieht das anders. Monatelang versuchten die AZ-Betreiber, Kontakt zu den Sozialdemokraten aufzunehmen. Vergeblich, wie AZ-Betreiber Tom zu berichten weiß. »Man drückt sich vor einer politischen Lösung. Stattdessen wird ein Interessenskonflikt zwischen Schule und AZ provoziert.«

 

Die Stimmung im AZ ist trotzig-optimistisch. »Wir machen erst mal weiter, als hätten wir noch zehn Jahre Vertrag«, kündigt Tom an, gibt aber zugleich zu: »Ich würde gerne andere Dinge machen, als mich nur um die Verteidigung zu kümmern.« Denn auch intern kriselt es mitunter. Einige AZ-Aktivisten der ersten Stunde kritisieren die inhaltliche Entwicklung des Autonomen Zentrums. Dem Anspruch, Stadtteilpolitik für Kalk zu machen, hinke man hinterher. Stattdessen liege der Fokus auf »innerlinken Diskussionen«, heißt es. Menschen aus Kalk, die sich mit linken Szene-Kodices nicht auskennen, würden dadurch nicht selten abgeschreckt. »Dem Anspruch, ein offenes Haus zu machen, konnten wir nicht gänzlich gerecht werden«, gibt Tom den Vorwürfen teilweise recht.

 

Interne Querelen hin oder her — im Falle der drohenden Räumung werden sich alle Beteiligten solidarisch zeigen. Und auch vorher will man nun wieder verstärkt in die Offensive gehen. »Wir werden uns nicht verstecken und hoffen, dass alles gut ausgeht,« sagt Tom. Auch die Suche nach Ersatzobjekten wollen sie weiter betreiben. Eine Kalker Immobilie ist seit kurzem wohl keine Option mehr. Der frühere Kaufhof an der Kalker Hauptstraße wurde im März von einer niederländischen Immobilien-Gruppe gekauft. »Schade, der hat eine schöne Dachterasse«, sagt Tom. Der Humor ist ihnen noch nicht vergangen.